Aus dem Haddsch zu ziehenden Lehren – Teil 2

23/10/2012| IslamWeb

4. Der Ihrâm (Eintritt in den Weihezustand des Haddschi) erinnert an ein Totentuch: Wie bekannt, tritt der muslimische Mann in den Ihrâm mit Lenden- und Schultertuch, und es ist Sunna, dass diese Kleidung weiß ist. Der Haddschi ist verpflichtet, vor dem Eintritt in den Ihrâm die genähte Kleidung auszuziehen, das heißt, er trägt nur dieses Lenden- und Schultertuch. Es ist empfehlenswert, dass er die rituelle Ganzkörperwaschung verrichtet und sich parfümiert, bevor er die Ihrâm-Kleidung anlegt. Dies erinnert an den Toten bei dessen rituellen Ganzwaschung und Hüllen ins Leichentuch, da man für den Muslim nach dessen Tod die rituelle Ganzwaschung verrichten und ihn parfümieren und in ein Leichentuch hüllen lässt; es ist empfehlenswert, dass das Leichentuch auch weiß ist.

 

Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen dem Haddschi und dem Toten, denn der Haddschi ist in der Lage zu bereuen, seinen Herrn zu bitten und Rechtschaffenes zu tun; was hingegen den Toten betrifft, so ist er davon weit entfernt. Dasselbe gilt für den Nicht-Haddschi, denn die Tür der Reue ist geöffnet, solange der Mensch noch lebend ist und zu ihm der Tod noch nicht gekommen ist.

 

5. Der Haddsch erinnert an den Tag der Auferstehung: Das Aufbrechen der Haddschis von Minâ nach Arafa und von Arafa nach Muzdalifa und dann wieder nach Minâ zur gleichen Zeit und in die gleiche Richtung erinnert den Muslim an den Tag der Auferstehung, denn Allâh der Erhabene vergleicht den Gang der Menschen am Tag der Auferstehung, als ob sie zu einem Opfersteingehen würden. Er, preis sei Ihm, sagt: "Dem Tag, da sie aus den Gräbern eilig herauskommen werden, als würden sie hastig zu einem aufgerichteten Opferstein laufen, mit demütigen Blicken, bedeckt mit Erniedrigung. Das ist der Tag, der ihnen immer wieder angedroht wurde." (Sûra 70:43-44).

 

Der Hadîth-Gelehrte ibn Kathîr  Allah   erbarme sich seiner meinte: "Das heißt, sie stehen von den Gräbern schnell auf, wenn sie der Herr, gepriesen sei der Erhabene, zur Stelle des Ziehens zur Rechenschaft ruft, als ob sie zu einem Götzen-Standbild liefen. Ibn Abbâs, Mudschâhid und Ad-Dahhâk meinten, dass sie zu einer Flagge gehen. Abû Al-Aliya und Yahya ibn Kathîr meinten, dass sie nach einem Ziel streben." (Exegese von Ibn Kathîr).

 

Zweifelsohne unterscheidet sich die Lage hier, da die Haddschis weder Angst noch Grauen befallen, während die Angst und das Grauen am Jüngsten Tag das höchste Ausmaß erreichen werden, außer bei demjenigen, den Allâh der Erhabene von Seinen gläubigen anbetend Dienenden aussondert. Deshalb beschreibt Allâh der Erhabene die Lage der Menschen am Jüngsten Tag, wenn sie die Auferstehung sehen, dass sie wegen deren starken Angst trunken sind, da der Erhabene, preis sei Ihm, sagt: "O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn. Gewiss, das Beben der Stunde ist eine gewaltige Sache. An dem Tag, da ihr es seht, wird jede Stillende (aus Entsetzen) übersehen, was sie (soeben) stillt, und jede Schwangere wird mit dem niederkommen, was sie trägt. Und du siehst die Menschen betrunken, obwohl sie nicht betrunken sind; aber die Strafe Allâhs ist streng." (Sûra 22:1-2).

 

6. Der Haddsch gilt als Beharren auf der Zuwiderhandlung der Götzendiener: Die Anordnung des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken beschränkte sich nicht nur auf die Realisierung des Glaubens an das Eins-Sein Allâhs beim Aussprechen der Talbiya, sondern umfasst auch die Aufforderung, den Götzendienern bei dem zu widersprechen, was sie bei ihrem Haddsch taten. So verbot der Gesandte Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken die Formulierung der Talbiya der Götzendiener, als diese sagten: "Hier bin ich! Du hast keinen Partner außer einen, den Du besitzt und der nichts besitzt."

 

Der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken widersprach ihnen in einigen Punkten, zu denen gehört, dass er den Aufenthalt in Muzdalifa überschritt und in der Arafa-Ebene mit den Muslimen der Anordnung seines Herrn des Allmächtigen des Majestätischen gemäß verweilte.



Âischa  möge Allah mit ihr zufrieden sein sagte: "Der Stamm Quraisch und jeder Stamm, der dessen Religion annahm, pflegten nur in Muzdalifa zu verweilen, man nannte diese Leute Al-Humus, die übrigen Araber pflegten aber in der Arafa-Ebene zu verweilen. Als der Islâm kam, ordnete Allâh der Erhabene Seinem Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken an, dass dieser zur Arafa-Ebene kommt und darin verweilt und dann davon wegströmt, und zwar gemäß der Aussage des Allmächtigen des Majestätischen: "Hierauf strömt weiter, woher die (anderen) Menschen weiterströmen." (Sûra 2:199). (Dieser Hadîth ist von Al-Buchârî und Muslim überliefert.)

 

Dann widersprach der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken den Götzendienern beim Aufbrechen von Muzdalifa, als er nämlich den Aufbruch unternahm, nachdem es vor dem Sonnenaufgang sehr hell geworden war, und zwar im Widerspruch zu den Götzendienern, die auf den Sonnenaufgang warteten und sagten: "Thabîr ging auf, damit wir uns zum Aufbrechen eilen!"



Sie meinten damit den Thabîr-Berg, denn die Sonne ging hinter diesem auf.

 

Der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken widersprach den Götzendienern ebenfalls dabei, dass er nicht in das Muhassir-Tal herunterkam, weil Allâh der Erhabene den Elefanten dieses Tal absperren ließ und die Quraisch zu ihm herunterkamen und sich mit deren Abstammungen und edlen Abkünften rühmten. So widersprach ihnen also der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken und wies die Gefährten an, sich zu eilen, und ging nicht in dieses Tal herunter und tat nicht, was die Quraisch zu tun pflegten. Dies fordert jeden Muslim und jede Muslimin zum Stolz auf deren Religion sowie zum Widerspruch gegenüber den Götzendienern bei deren Taten auf.

Aus dem Haddsch zu ziehenden Lehren – Teil 3

Aus dem Haddsch zu ziehenden Lehren – Teil 1

www.islamweb.net