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Die Reue: Bedingungen und Rechtsnormen - Teil 3

Die Reue: Bedingungen und Rechtsnormen - Teil 3

O Menschen, hütet euch vor den Sünden! Denn sie sind unselig, ihre Konsequenzen sind tadelnswert und ihre Strafen sind schmerzhaft. Die Herzen, die die Sünden lieben, sind krank. Die Unversehrtheit von ihnen gilt als ein Gewinn, die Sicherheit vor ihnen ist wertvoll und die Heimsuchung dadurch, insbesondere im vorgerückten Alter, ist ein großes Unglück.

 
O Menschen! Allâh nimmt die Reue des Menschen an, wie groß auch immer die Sünde sei. Selbst wenn man das Islâm-Leugnen bereut, nimmt Allâh die Reue an. Er vergibt schlechte Taten und wandelt sogar diese schlechten Taten in gute Taten um. Der Beweis dafür steht in einem Hadîth über denjenigen, der 100 Menschen getötet hat. Abû Sa´îd Al-Chudrî  möge Allah mit ihm zufrieden sein überlieferte, dass der Prophet Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: „Zu den Menschen, die vor euch gelebt haben, gehörte einmal ein Mann, der 99 Menschen getötet hatte. Dieser fragte nach dem gelehrtesten Menschen, den es damals auf der Welt gab. Man nannte ihm einen Mönch, und er ging zu ihm und sagte: »Ich habe 99 Menschen getötet. Gibt es irgendeine Art von Buße für mich? « Er antwortete: »Nein!« Daraufhin tötete er auch den Mönch und vervollständigte damit die Zahl seiner Opfer auf hundert. Der Mörder fragte nun erneut: »Wer ist der gelehrteste Mensch auf der Welt?« Man verwies ihn an einen gelehrten Mann. Er ging also zu ihm und sagte: »Ich habe 100 Menschen getötet. Gibt es irgendeine Art von Buße für mich? « Der gelehrte Mann sagte: »Ja! Nichts kann zwischen dir und Reue stehen: Begib dich zu dem und dem Land. In diesem Land gibt es Leute, die Allâh dem Erhabenen anbetend dienen. Schließ dich ihnen an, diene Allâh anbetend und kehre nicht in dein Heimatland zurück, denn es ist eine schlimme Gegend! « Der Mann brach zu diesem Land auf. Er hatte gerade die Hälfte des Weges hinter sich gebracht, als er starb. Nun entstand ein Streit zwischen dem Gnadenengel und dem Plagenengel darüber, wer die Verwahrung seiner Seele übernehmen sollte. Die Gnadenengel sprachen: »Er hat sich reumütig Allâh zugewandt.« Die Plagenengel entgegneten: »Er hat niemals etwas Gutes getan.« Da kam ein Engel in Menschengestalt, und sie setzten ihn als Richter zwischen sich ein. Er wies sie an, die Entfernung zwischen den zwei Ländern zu messen. Welchem Land er näher sei, zu dem solle er gehören. Sie führten also die Messung durch und fanden, dass er dem Land, zu dem er gehen wollte, näher war. Also übernahmen ihn die Gnadenengel.“ (Al-Buchârî und Muslim). In einer authentischen Überlieferung heißt es: „Er war der guten Ortschaft eine Handspanne näher. Deshalb gehörte er zu deren Bewohnern.“ In einer anderen authentischen Überlieferung heißt es: „Allâh der Erhabene gab dem Land, das er verließ, ein, dass dieses sich weit entfernt, und jenem Land, zu dem er gehen wollte, dass es sich nähert, und dann sagte Er: »Messet die Entfernung zwischen beiden!« Sie fanden, dass er dem Land, zu dem er gehen wollte, eine Handspanne näher war. Da wurde ihm vergeben.“ In einer weiteren Überlieferung steht: „Er neigte sich mit seiner Brust zum Land,in das er reisen wollte.“
 
O Gläubige! Die Leute gliedern sich hinsichtlich der Reue in mehrere Kategorien: Es gibt beispielsweise einen Menschen, der bei einer aufrichtigen Reue keinen Erfolg hat. Vielmehr wird ihm das Verrichten böser Handlungen in seinem Leben bis zu seinem Tod erleichtert, sodass er beharrend auf ihnen verstirbt. Dies ist der Fall unglücklicher Leute. Schlimmer als dies ist jemand, dem am Anfang seines Lebens das Verrichten guter Handlungen erleichtert wird und der dann ein schlechtes Ende hat, und zwar gemäß einem authentischen Hadîth:„Es gibt einige unter euch, die wahrhaftig solche Werke der Bewohner des Paradieses vollbringen, bis sie von ihm nur um eine Ellenlänge entfernt sind, dann ereilt sie das Vorbestimmte, und somit vollbringen sie die Werke der Bewohner der Hölle und gehen in diese ein.“
 
Es gibt andere Leute, die ihr ganzes Leben in Unachtsamkeit und ohne Arbeit verbringen. Dann wird ihnen Erfolg beim Verrichten rechtschaffener Handlung verliehen und sie sterben dabei. Dies ist der Fall desjenigen, der solche Werke der Bewohner des Höllenfeuers vollbringt, bis er von ihm nur um eine Ellenlänge entfernt ist, dann ereilt ihn das Vorbestimmte, und somit vollbringt er die Werke der Bewohner des Paradieses und geht in dieses ein.
 
Zu diesen Leuten gehört jemand, der eine Zeitspanne vor seinem Tod achtsam wird und eine rechtschaffene Handlung verrichten kann, durch die er sein Leben beendet. Zu diesen Leuten gehört auch jemand, der beim Tod achtsam wird und bei einer aufrichtigen Reue während seines Sterbens Erfolg hat. Âischa  möge Allah mit ihr zufrieden sein sagte: „Wenn Allâh einem Menschen Gutes will, verschafft Er ihm einen Engel ein Jahr vor dessen Tod, der ihn das Richtige treffen lässt und ihm die Dinge erleichtert, so dass er im besten Zustand stirbt. Die Leute sagen: „Der Soundso ist im besten Zustand gestorben.“
 
Abû Sa´îd Al-Chudrî  möge Allah mit ihm zufrieden sein überlieferte, dass der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: „Der Satan sagt: »Bei Deiner Majestät, o mein Herr! Ich lasse nicht ab, Deine anbetend Dienenden zu verführen, solange sie noch am Leben sind.« Der Herr der Hochmajestätische erwidert: »Bei meiner Erhabenheit und Majestät! Ich vergebe ihnen noch, sofern sie Mich noch um Vergebung bitten.“ (Ahmad, Al-Hâkim / von Al-Albânî für authentisch erklärt).
 
Es bleibt eine andere Kategorie unter den Kategorien der Menschen hinsichtlich der Reue, nämlich die edelste und höchste Kategorie: Jemand, der sein ganzes Leben im Gehorsam gegenüber Allâh verbringt. Dann macht man ihn auf die Nähe des Todes aufmerksam, so dass er gute Handlungen mehrt und sich auf den Tod durch eine Handlung vorbereitet, die für eine Begegnung (mit Allâh) taugt und als das Ende der Handlung betrachtet wird. Ibn Abbâs sagte: „Als dem Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken die Worte Allâhs „Wenn Allâhs Hilfe kommt und der Sieg.“ (Sûra 110:1) geoffenbart worden waren, tröstete ich den Gesandten Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken [Ibn Abbâs betrachtete nämlich diesen Vers als ein Zeichen für den Tod des Propheten]. Daraufhin gab sich der Prophet höchste Mühe um die Angelegenheit des Jenseits.“ Umm Salama sagte: „Der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken pflegte am Ende seines Lebens beim Stehen und Sitzen sowie beim Hin- und Hergehen folgende Worte zu sagen: „Der Lobpreis der Erhabenheit über jeden Mangel ist Allâhs und aller Lobpreis gebührt Ihm.“ Ich fragte ihn danach. Da antwortete er: „Mir wurde Anweisung dazu gegeben.“ Dann rezitierte er diese Sûra [d.h. Sûra 110].“
 
Der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken pflegte sich jedes Jahr an zehn Tagen im Ramadân zurückzuziehen und Gabriel den Qurân einmal vorzulesen. In jenem Jahr, in dem er starb, zog sich der Prophet an 20 Tagen zurück und las Gabriel den Qurân zweimal vor.
 
Ein rechtschaffener anbetend Dienender war krank. Man verschrieb ihm ein Medikament, damit er dieses einnehme. Dann erschien ihm jemand im Traum und sagte zu ihm: „Nimmst du das Medikament ein, während sich die Huris für dich vorbereiten?“ Daraufhin stand er erschrocken auf. Dann verrichtete er Gebete an drei Tagen, bis sich sein Haupt senkte und er am dritten Tag verstarb.
 
Wir bitten Allâh den Erhabenen, unsere Sünden zu vergeben, unsere Mängel zu verhüllen und unsere Reue anzunehmen. Er ist ja der Reue gnädig Annehmende und Allbarmherzige.
 
Möge Allâh unseren Propheten Muhammad sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!
 
 

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