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Das Fasten im Ramadân: Zugeständnisse – Teil 1

Das Fasten im Ramadân: Zugeständnisse – Teil 1

Jedes Jahr, wenn der Ramadân näher kommt, raffen sich Millionen Muslime körperlich, mental und spirituell auf, um die Pflicht des Fastens zu erfüllen und sich in der heiligen Atmosphäre zu sonnen, die das Fasten in und um diejenigen schafft, die dieses elementare Ritual des Islâm einhalten. Aber unter diesen eifrigen Millionen sind viele, deren Wunsch zu fasten durch die unzähligen Gesundheitsprobleme verblassen, welche sie körperlich untauglich für das Fasten machen, obwohl sie geistig vielleicht vorbereitet sind.

 

Allâh hat jedoch, aus Seiner Gnade heraus, eine gute Nachricht für diese Kategorie von islâmisch mündigen Muslimen. Im gleichen Vers, in dem Allâh das Fasten verpflichtete, schloss Er von dieser Pflicht auf Dauer oder zeitlich begrenzt diejenigen aus, die durch bedrohende körperliche Gebrechen, hohes Alter, Reise etc., verhindert sind.
 
Allâh sagt: „Der Monat Ramadân (ist es), in dem der Qurân als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt worden ist und als klare Beweise der Rechtleitung und der Unterscheidung. Wer also von euch während dieses Monats anwesend ist, der soll ihn fasten, wer jedoch krank ist oder sich auf einer Reise befindet, eine (gleiche) Anzahl von anderen Tagen (fasten). Allâh will für euch Erleichterung; Er will für euch nicht Erschwernis, - damit ihr die Anzahl vollendet und Allâh als den Größten preist, dafür, dass Er euch rechtgeleitet hat, auf dass ihr dankbar sein möget.“ (Sûra 2:185)
 
In diesem Artikel werden wir eine allgemeine medizinische Übersicht der verschiedenen Arten von Krankheiten und Umständen erwähnen, unter denen Fastende, oder solchen, die beabsichtigen zu fasten, leiden könnten, und in welchem Ausmaß diese Krankheiten und Umstände ihre Fähigkeit zum Fasten beeinträchtigen könnten, und was die Mediziner diesbezüglich vorschlagen.
 
Sühne für verschobenes Fasten:
 
1. Der Reisende
 
2. Der Kranke
 
3. Personen, denen es eher schwer als leicht fällt.
 
4. Die Frau während der Periode: Die menstruale Blutung verursacht die Dschanâba (Zustand, der gewisse Anbetungshandlungen verhindert, siehe Sûra 2:222). Manche fühlen sich sogar körperlich schwach und emotional bedrückt. Bis zu einem gewissen Grad ist Schmerz und Unbehagen sehr üblich. Während ihrer Periode darf eine Frau nicht fasten, sie darf nur fasten, wenn sie rein ist. Es wird von ihr verlangt, dass sie die versäumten Tage zu einem späteren Zeitpunkt nachholt.
 
5. Schwangerschaft
 
6. Stillende Mütter: Das Fasten kann bei der Mutter zu reduzierter Milchproduktion führen, und wenn das Baby nur auf Muttermilch angewiesen ist, kann es sich nachteilig auf die Gesundheit des Babys auswirken. Wenn es die Umstände verlangen, sollte die Mutter das Fasten aufschieben oder alternative Maßnahmen ergreifen, wie etwa Sühnehandlungen.
 
7. Behinderung durch hohes Alter wegen körperlicher Schwäche, die durch Kalorienverlust oder Dehydrierung kompliziert werden könnte. Da hohes Alter nicht rückgängig gemacht werden kann, wird eine regelmäßige Buße notwendig.
 
8. Chronische nicht rückgängig zu machende pathologische Zustände, wie Schwachsinn im hohen Alter oder Alzheimer könnte eine ständige Buße verlangen.
 
9. Psychische Krankheiten: Je nach Heilmöglichkeit und Bewusstseinszustand müssen an diesen Krankheiten Leidende zeitlich begrenzte oder ständige Sühne leisten.
 
 
10. Jegliche chronische Krankheit, deren Genesung eher unwahrscheinlich ist und die das Fasten erschwert. Als Beispiel zu nennen wären Arten der Diabetis Mellitus (Zucker) oder jeder andere Zustand, der ständige Medikamenteneinnahme und das stetige Überprüfen des Gesundheitszustands erfordert. Sühnehandlungen sind hier die Alternative.
 
Es muss erwähnt werden, dass es keine ständige Befreiung vom Fasten gibt.
 
Die Schwangerschaft und das Fasten im Ramadân:
 
Um die Auswirkung des Fastens auf die Schwangerschaft zu verstehen, muss man wenigstens das grundlegende Wissen über die allgemeinen Veränderungen haben, welche in einer schwangeren Frau vor sich gehen. Eine ausführliche Beschreibung ist jedoch in jedem Lehrbuch zur Schwangerschaft erhältlich. Für diesen Artikel stützen wir uns auf die Seite 223 des Kapitels 13 „Mütterliche Anpassung an die Schwangerschaft“, und auf die Seite 235 im Kapitel 14 „Pränatale Sorge“ aus dem Buch Gynäkologie und Geburtshilfe von Thomas R. Moore.
 
Mütterliche Anpassung an die Schwangerschaft:
 
Obwohl eine Schwangerschaft als ein physiologischer Zustand für die Patientin betrachtet wird, können die körperlichen und psychischen Veränderungen während der Schwangerschaft verwirrend sein und als Krankheitszustand ausgelegt werden.
 
Gegen Ende des neunten Monats einer Schwangerschaft wiegt eine Frau durchschnittlich 22 bis 26 Pfund mehr, ihr Gesicht, Hände und Knöchel schwellen an und ihr fällt bei durchschnittlicher Anstrengung das Atmen schwer. Sie leidet vielleicht an Harninkontinenz, Verstopfung und Hämorriden, sowie durch Rückenschmerzen oder Ischias bedingte Schwierigkeiten lange zu stehen. Der Schlaf kann vielleicht mehrmals in der Nacht wegen Gebärmutterunbehagen und dem Bedürfnis ihre Blase zu lehren unterbrochen werden. Alle diese Veränderungen entstehen wegen der systematischen körperlichen Veränderungen, welche durch den veränderten Hormonspiegel bestimmt werden, der durch die Plazenta und das Wachstum des Fötus verursacht werden.
 
Empfohlene tägliche Kalorieneinnahme während einer normalen Schwangerschaft:
 
Während dem normalen Ablauf einer Schwangerschaft werden insgesamt im Durschnitt 80.000 kcal mehr benötigt, als eine nicht Schwangere verbrauchen würde. Dies beläuft sich auf 300 kcal mehr am Tag - dies kann durch einen halben Liter fettarmer Milch, ein Erdnussbutterbrot, oder weniger zu empfehlen, durch eine Dose kohlensäurehaltiger süßer Getränke und zehn Fritten gedeckt werden (Hytten FE, Leitch I. (1971), Physiologie der menschlichen Schwangerschaft). Die derzeitige Empfehlung für die  gesamte Nahrungseinnahme für gesunde erwachsene schwangere Frauen liegt bei 2000 – 2700 kcal pro Tag.
 
Gewichtszunahme in einer normalen Schwangerschaft:
 
Die durchschnittliche Gewichtszunahme in einer Schwangerschaft in Nordamerika liegt bei 33, wobei dies um zwölf Pfund nach oben oder unten abweichen kann. Dennoch sind deutliche Abweichungen bei Einzelnen zu erwarten, weil Frauen eben vor der Schwangerschaft unterschiedlich groß, kräftig und schwer sind.
 
Gewichtszuwachs und pränatale Sterblichkeit:
 
In Nordamerika trägt die Gewichtszunahme nur wenig hierzu bei, daher sollten individuelle Diätpläne für schwangere Frauen erstellt werden.
 
Die Auswirkung von Kalorienbeschränkungen auf das Ergebnis der Schwangerschaft:
 
Entgegen der allgemeinen Meinung hat sogar eine starke Kalorienbeschränkung (nur) eine minimale Auswirkung auf das Ergebnis der Schwangerschaft. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Kalorienzufuhr in den Niederlanden von 2000 kcal auf 70 kcal täglich reduziert. Dies hatte keine Auswirkungen auf das erste und zweite Drittel der Schwangerschaft. Nur im letzten dritten Drittel konnte eine leichte Gewichtsabnahme von durchschnittlich 3370 auf 3150 Gramm (also 220 Gramm, oder 6 %) festgestellt werden. Jedoch wurden keine gehäuften Fälle von Totgeburten, Frühgeburten, oder Laktation verzeichnet.
 
Nahrungsergänzung in der Schwangerschaft:
 
- Kalorien: 2000 – 2700 kcal/täglich
- Proteine: 30 g zusätzlich
- Eisen: 60 mg/täglich
- Folsäure: 400-800 micg/täglich
- Kalzium: 400 mg zusätzlich
 
Bemerkungen:
 
- Der Körper muss sich physisch wie auch psychisch in vielen Dingen anpassen, um die Schwangerschaft zu meistern. Die schwangere Mutter lebt ständig in Angst, nicht etwa um sich selbst, sondern um die Gesundheit und Zukunft ihres ungeborenen Babys. Aus Liebe für jemanden, den sie noch nicht gesehen hat, ist sie bereit alles für das Wohlbefinden des Ungeborenen zu opfern.
 
- Die empfohlene Gesamtmenge an Kalorien pro Tag ist 2000-2700 kcal.
 
- Das durchschnittliche  Bedürfnis an Kalorien für den wachsenden Fötus liegt bei 300 kcal. Dieser Betrag variiert jedoch je nach Schwangerschaftsalter des Fötus. Der Bedarf während des zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittels ist zwar viel größer, erfordert jedoch keinen bedeutenden Anstieg an Kalorienzufuhr.
 
- Außer in Fällen extremer Unterernährung und Fettsucht ist es unwahrscheinlich, dass Veränderungen in den mütterlichen Nahrungsgewohnheiten das Ergebnis der Schwangerschaft negativ beeinflussen.
 

Das Fasten im Ramadân und Zugeständnisse – Teil 2

 

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