Die Schwäche der Muslime: Die Ursachen und ihre Behandlung

03/11/2010| IslamWeb

Allâh, der Erhabene, hat dieser Umma den Sieg versprochen, auch wenn dieser erst nach einer langen Zeitspanne kommen wird. Bedauerlicherweise durchläuft die Umma heute einen solch bitteren Zustand der Spaltung, des Unfriedens, der Schwäche, des Rückschritts und der Demütigung, dass das Herz eines jeden Muslims wehklagt. Doch dies sollte uns nicht vergessen lassen, dass Allah sein festes Versprechen gegeben hat, dass der Sieg und der Erfolg auf dieser Erde Seinen Dienern sicher gewährt werden wird.
 
Betrachte nur, wie diese großartige Religion viele verschiedene Menschen zusammenbrachte: Der Prophet Muhammad  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken war ein Araber, unter seinen Gefährten waren Bilâl, ein Abessinier, Suhaib, ein Römer und Salmân, ein Perser  möge Allah mit ihnen zufrieden sein. Auch heute verlassen viele Leute die Glaubensvorstellungen ihrer ursprünglichen Religion, sei dies eine Form des Vielgötterei, das Judentum oder das Christentum, um Allâhs Religion, dem Islâm, beizutreten.
 
Wenn die Muslime über die wahre Bedeutung des Islâm nachdenken und verstehen, dass sie der Islâm doch vereint - auch wenn sie manche klassen-, rassen- oder herkunftsbezogenen Faktoren trennen mögen - so werden sie all diese Ursachen der Schwäche überstehen. Dies alleine sollte ausreichen, um die Umma zurück zu der großartigen, ruhmreichen Stellung zu bringen, die sie zur Zeit des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken genoss. Wir bitten Allâh, uns auf seinem Glauben zu festigen bis wir sterben.
 
Allâh sagt (ungefähre Bedeutung): „...So wart ihr zuvor. Aber dann hat Allâh euch eine Wohltat erwiesen...“ (Sûra 4:94)
 
Dieser Vers wurde als Anrede an eine Gruppe von Menschen offenbart, die einst Götzendiener waren, dann jedoch den Islâm annahmen. Ähnlich haben viele von uns als Götzendiener einen Lebensstil gehabt, der dem der Dschâhilîya (der vor-islâmischen Zeit der Unwissenheit) glich, bevor Allâh uns Seine große Gunst erwies, indem er uns die Wahrheit zeigte und uns erlaubte, den Unglauben zu verlassen und zum Licht des wahren Glaubens zu kommen. Allâh, der Erhabene hat uns errettet, indem Er uns den Unglauben und den Ungehorsam, an denen wir vorher festhielten, aus den Herzen verbannte.
 
 
Obwohl wir eine geschwächte Gemeinschaft sind, erwies uns Allâh eine große Gunst: unsere bloße Existenz verschafft uns Respekt bei den Nichtmuslimen - trotz unserer Schwäche. Dies ist mit Sicherheit nicht der Fall, weil sie den Islâm nicht kennen, denn Allâh sagt (ungefähre Bedeutung): „Und sie verleugneten sie, obwohl sie selbst davon überzeugt waren...“ (Sûra 27:14)
 
Allâh sagt auch (ungefähre Bedeutung): „Diejenigen, denen Wir die Schrift gegeben haben, kennen ihn (Muhammad), wie sie ihre Söhne kennen. Aber ein Teil von ihnen verheimlicht wahrlich die Wahrheit, obwohl sie wissen.” (Sûra 2:146)

Hier bezieht sich Allâh auf die jüdischen Rabbiner, die leicht erkennen konnten, dass das Prophetentum des Propheten Muhammad  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken wahr ist; so leicht erkannten sie es, wie sie ihre Söhne von anderen Kindern unterscheiden konnten. Sie lehnten den islâmischen Glauben nur ab, weil sie ihr Leben dem Diesseits verschrieben hatten. Sie konnten sich nicht vorstellen, ihre hohe Machtstellung aufzugeben. All diese Verleugnung durch die anderen bringt uns dazu, über den Grund unserer aktuellen Schwäche und Spaltung nachzudenken.
 
Zum Beispiel denken viele Leute, dass unsere Schwäche ein Ergebnis mangelnder Technologie sei, da wir nicht das Wissen besäßen, um Gegenstände zu produzieren oder die Landwirtschaft weiter zu entwickeln, wie dies andere Nationen tun. Sie behaupten, dass der Grund für unsere Schwäche ein Mangel an Arbeitskräften, unsere Rückständigkeit und unsere geringe Personenzahl sei. Diese Art der Analyse ist jedoch kurzsichtig.

Der wahre Grund für die Schwäche der Umma ist viel gewichtiger als jeder dieser Gründe. Es ist kein säkularer Grund, sondern eine religiöse Realität, nämlich, dass wir unsere Religion nicht so praktizieren, wie Allâh es von uns verlangt. Immerhin sagt Er deutlich (ungefähre Bedeutung): „Wird Allâh nicht Seinem Diener genügen?“ (Sûra 39:36)
 
Allâh spricht mit diesem Vers jeden einzelnen Muslim an. Er hat uns unser Leben, unsere Versorgung und alle lebensnotwendigen Güter gegeben, um gemäß seiner Verfügung weiterzuleben. Wenn die Menschen solche Gnaden wirklich verdienten, verstünden sie auch die Bedeutung dieses Verses.
 
Einer der Hauptgründe für die Schwäche der Umma ist ihre Faulheit und Nachlässigkeit in Bezug auf die Praktizierung des Islâm, was wiederum aus einem Minderwertigkeitskomplex resultiert. Diese Schwäche verursacht, dass ein Muslim seine eigene Nachlässigkeit im Praktizieren des Islâm in der Weise, wie Allâh es ihm befohlen hat, spürt und entschuldigt. Viele Menschen denken, dass es ausreicht, in einer muslimischen Familie geboren worden zu sein und zu sagen: „Al-Hamdulillâh (Das Lob ist Allâhs), mein Vater und meine Mutter sind Muslime und das genügt mir.“ Oder sie sagen, dass es ihnen genüge ihren Namen (wie Muhammad, Ahmad, ’Abdullâh, ’Abdurrahmân etc.) zu tragen. Ist dies die Hingabe, die Allâh von uns verlangt? Ist es dies, was Allâh von uns will?
 
Wir müssen verstehen, dass Islâm nicht bedeutet, lediglich einen muslimischen Namen zu besitzen oder von muslimischen Eltern abzustammen oder zu sagen, dass man aus einem bestimmten Teil der Welt stammt. Der Islâm ist vielmehr eine Lebensweise, die nicht nur den religiösen Aspekt umfasst, sondern auch das Profane.
 
 
Leider sind manche Muslime übermäßig begeistert, wenn sie diesen Punkt verstehen, und rufen aus: „Al-Hamdulillâh (Alles Lob gebührt Allâh)! Allâh hat uns vor dem Höllenfeuer gerettet, indem Er uns zu Muslimen machte.“ Sie verstehen ein wenig von dem, was Religion bedeutet, doch sie sind Leute, die ihren Islâm verstecken und nicht wollen, dass man weiß, dass sie Muslime sind, ungleich den Nichtmuslimen oder Götzendienern, die stolz darauf sind, zu einer bestimmten Nation, sozialen Schicht oder Religion zu gehören – stolz auf die Prinzipien, an die sie glauben.


Es ist seltsam, dass einige Muslime aufgrund der Schwäche in ihrer Religion und aufgrund ihres schwachen Islâm-Verständnisses, sowie aufgrund ihrer Persönlichkeit, die Tatsache leugnen, dass sie Muslime sind. Sie schämen sich Muslime zu sein; sie wollen dass niemand weiß, dass sie dieser Religion angehören. Der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: „Wer dreierlei in sich vereint, der wird die Süße des Glaubens kosten: dass Allâh und sein Gesandter ihm lieber sind als irgend etwas anderes; dass er eine Person allein um Allâhs Willen liebt und dass er es verabscheut zum Unglauben zurückzukehren, nachdem Allâh ihn davon gerettet hat, so wie er es verabscheuen würde, in das Höllenfeuer geworfen zu werden.“ (Al-Buchârî und Muslim)


Warum das so ist? Es ist so, weil derjenige, der die oben genannten Eigenschaften verinnerlicht, die Herrlichkeit seines Glaubens und die große Gunst, die Allâh ihm durch die Rechtleitung zum Islâm erwiesen hat, erkannt hat. Wenn ein Muslim dies spürt, wird er stolz sein, ein Muslim zu sein und dann damit beginnen, Allâhs Anordnungen in seinem Leben zu gehorchen. Dieses Gefühl im Herzen spiegelt sich in seinen Gliedmaßen und in seinem ganzen Körper wieder. Ein solcher Muslim ist das Gegenteil der übrigen Muslime, die sich für ihre Religion schämen und die bedauerlicherweise nicht verstehen, was es bedeutet, ein Muslim zu sein.

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