Die dreidimensionale Übung des Ramadân

19/08/2010| IslamWeb

Bevor ein Marathonläufer an der Olympiade teilnimmt, unterzieht er sich jahrelang intesivem Training – sowohl körperlich als auch mental (2D – zweidimensional). Er muss eine gesunde Diät einhalten und trainieren, um sicher zu stellen, dass sein Körper fit ist. Er muss auch mental vorbereitet sein, um jedes Müdigkeitsgefühl und Versagen während dem Rennen abzuwenden. Nach jedem Training fällt ihm der Sport leichter, bis er bereit ist anzutreten. Dann, nachdem er teilgenommen hat, trainiert er wieder jahrelang in Vorbereitung auf die nächste Olympiade.

 
Gleichermaßen gab uns unser Herr, der Erhabene, den heiligen Monat Ramadân als Monat des Trainings. Anders als beim Läufer ist unser Training auf drei Ebenen: körperlich, mental und seelisch (3D – dreidimensional). Der Ramadân erzieht uns fürs Leben, das unser Mittel zum Paradies ist. Im Arabischen bedeutet das Wort Ramadân „glühend heiß und brennend.“ Der Name verdeutlicht das Ausmaß des Trainings, da wir laut den Gelehrten körperlich und mental unsere Sünden und Fehler verglühen und verbrennen. Zum Monatsende haben wir uns in einem Becken der Geistlichkeit gebadet, wenn unsere Absicht rein war.
 
Die meisten Menschen denken zuerst an den körperlichen Aspekt des Fastens, der für die Muslime eine Grundlage für den mentalen und spirituellen Nutzen ist. Hunger und Durst erinnern uns körperlich an Allâhs Segen, da wir Essen und Trinken für so selbstverständlich halten. Das Fasten liefert uns auch zahlreiche gesundheitliche Vorteile. Der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: „Der Sohn Âdams füllt niemals ein Gefäß, das schlimmer ist als sein Magen.“ (Ahmad und andere.)
 
Wenn wir dem Magen das Essen und Trinken von der Morgendämmerung bis zur Abenddämmerung entziehen, verbessern wir unsere Verdauung und unseren Blutdruck, um einige der vielen körperlichen Vorteile zu nennen. Die körperliche Zurückhaltung im Ramadân verbessert unsere Selbstbeherrschung für den Rest des Jahres. Wir sollten nicht damit fortfahren, gefräßig und verschwenderisch zu essen. Wir müssen ein körperliches Bewusstsein beibehalten, um Allâhs Gunst zu schätzen und um Anbetungshandlungen einfacher für uns zu machen.
 
Der mentale Aspekt des Ramadân ist schwieriger, doch die starke körperliche Grundlage hilft uns auch unsere Konzentration zu schärfen und unseren Willen zu stärken. Dieses Training ist ein Beispiel des Wetteiferns mit den eigenen inneren Wünschen. Es deckt unsere Schwächen auf und kann uns helfen, sie zu beseitigen oder zu reduzieren.
 
Mentale Beherrschung ist jetzt besonders wichtig, da der Islâm diffamiert wird und wir auf die beste Weise antworten müssen. Geduld und Mitgefühl gehören zu den Tugenden, die wir im Ramadân fördern. Mit dem verbundenen körperlichen und mentalen Training, das wir im Ramadân erfahren, können wir unsere Beziehungen mit Muslimen und Nicht-Muslimen verbessern, während wir nach Perfektion streben.
 
Ein dreidimensionales Bewusstsein: körperlich, mental und seelisch, von dem Muslime die Geschichte hindurch bezeugen, dass es die Beziehung mit Allâh verbessert, unsere Sündentafel sauberwischt und uns ermöglicht, großen Lohn zu ernten. Der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken verkündete, dass Allâh erklärte: „Alle Taten des Sohn Adams sind für ihn, außer das Fasten, es ist für Mich. Und Ich werde ihn dafür belohnen“ (Muslim) Aber wir müssen uns nochmals an den Begriff des Trainings erinnern.
 
Das erhöhte Bewusstsein, das wir im Ramadân erlangen, verschönert unser Leben auf dreidimensionaler Ebene: jede verrichtete Tat entwickelt sich aus einer Gewohnheit zu einer Anbetungshandlung, wenn sie unter dem Schirm der Spiritualität ist. Es ist wahr, mögen manche sagen, dass Spiritualität immer diese Wirkung hat, sei es nun im Ramadân oder nicht. Doch im Ramadân ist diese Spiritualität bewusster und intensiver.
 
Als eine Zeit für seelische Nahrung und Selbstbeobachtung verkündet der Ramadân eine mustergültige Möglichkeit, um Allâh näher zu kommen und sich in dem großen Segen zu sonnen, der mit dem Monat einhergeht. Verpflichtungen, die sich von der Rezitation und dem Studieren des Qurân zu erhöhter Wohltätigkeit und zum regelmäßigen Tarâwîh- Besuch erstrecken, werden üblicherweise gemacht, um die Belohnungen des Fastenmonats zu ernten.
 
Diesbezüglich sagte der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken einst: „Bei Dem, in Dessen Händen meine Seele ist, der Mundgeruch des Fastenden ist besser bei Allâh, dem Allmächtigen, als der Geruch von Moschus! Allâh sagt über den Fastenden: ´Er ließ sein Essen, Trinken und seine Begierden um Meinetwillen. Das Fasten ist für Mich. Also werde Ich (die fastende Person) dafür belohnen und die Belohnung für gute Taten wird verzehnfacht.´“ (Al-Buchârî)
 
Ferner beginnt mit einem angeketteten Satan und weit geöffneten Paradiestoren in jedem Ramadân das Wetteifern um gute Taten. Während die Leute jedoch in den sehnsüchtig erwarteten Monat der seelischen Bereicherungen tauchen, erkennen sie, dass er mit seinen eigenen Herausforderungen kommt. Gewiss, so wie es unsere tägliche Prüfung ist, den Islâm zu praktizieren solange wir auf der Erde leben, geht es bei dieser jährlichen Kur darum, unsere Anbetung aufs höchste Maß zu bringen, während wir mit den Ansprüchen unseres Alltagslebens jonglieren.
 
Neben dem Fasten und all den Vorhaben müssen also tägliche Pflichten erfüllt, Arbeit erledigt, und die Bedürfnisse der Kinder befriedigt werden. Um die Enttäuschung zu verhindern, die durch die Vernachlässigung der Ramadân-Ziele oder durch die Bedrängnis, bestimmten Aufgaben nicht nachzukommen, entsteht, muss nach dem goldenen Mittelweg gesucht werden. Dieses Gleichgewicht zu finden wird nicht immer einfach sein, da es ungeplante Ereignisse, wenig Schlaf und eine Verschiebung der Prioritäten beinhaltet.
 

Die Ergebnisse überwiegen jedoch die Mühe: Ein Gefühl der Zufriedenheit, dass wir unser Äußerstes getan haben, um den wahren Kern des Ramadân zu erfassen. Allâh, der Allmächtige, sagt: „O die ihr glaubt, vorgeschrieben ist euch das Fasten, so wie es denjenigen vor euch vorgeschrieben war, auf, dass ihr gottesfürchtig werden möget.“ (Sûra 2:183)

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