Abdulhamīd II.

04/06/2012| IslamWeb

„Sie können Palästina nur über meine Leiche einnehmen. In diesem Fall nehmen sie es kostenlos ein. Solange ich aber noch am Leben bin, können sie das nicht tun!“

 

Im Jahre 1258 n. H. entsprechend dem Jahre 1842 wurde Sultan Abdulhamîd geboren. Er wuchs unter der Herrschaft des osmanischen Kalifats auf, das die Aufmerksamkeit der Muslime auf sich zog, wobei dieses den Muslimen am besten half und sie unterstützte. Die Muslime pflegten sich unter der Fahne des osmanischen Kalifats zu sammeln und vor dem Übel der Feinde des Islâm unter dessen Schutz zu stehen.

 

Die Tage vergingen und die Zeit kam, in der Abdulhamîd II. die Verantwortung in einer Zeit übernahm, in der das Osmanische Reich von allen Seiten in Gefahr geriet, und zwar nachdem der Scheich des Islâm seine historische Fatwâ mit der Amtsenthebung des Sultans Murâd V. und der Ernennung dessen jüngeren Bruders Abdulhamîd II. zum Kalifen der Muslime erlassen hatte.

 

Bevor der Sultan seine neuen Aufgaben übernahm, verrichtete er zwei Rak‘as als Dankbarkeit gegenüber Allâh dem Erhabenen in der Moschee von Abû Aiyûb Al-Ansârî. Dort erhielt er vom Scheich des Islâm das Schwert von Umar ibn Al-Chattâb  möge Allah mit ihm zufrieden sein, denn dieses war das Schwert des Kalifats. Der Umzug des neuen Sultans begann auf den Straßen der Hauptstadt Istanbul, wobei man Blumen ausstreute und duftende Pflanzen von den Fenstern der Häuser aus Freude über den neuen Sultan warf. Als der Umzug an der Grabstätte des Vaters des Sultans und den Grabstätten dessen Großväter, den Eroberern, vorbeikam, stieg Sultan Abdulhamîd ab, um Allâh um Barmherzigkeit und Vergebung für sie als Dankbarkeit ihnen gegenüber zu bitten.

 

Sultan Abdulhamîd II. unternahm einen guten Neubeginn, der seinen Stolz auf die islâmische Religion und deren Lehren bewies. Der erste von ihm erlassene Beschluss lautete, dass er die Verfassung billigte, die die Gleichstellung aller Menschen durch schariatische Räte gewährleistete. Ebenso ordnete er die Unabhängigkeit der Judikative an, sodass alle Urteile der Gerichtsbarkeit durch das islâmische System des Staates gültig wurden. Zu seiner Zeit blieb deshalb der Islâm die Quelle der Gesetze und der Verfassung. Der Sultan garantierte den Gelehrten deren Recht. So entschied er sich für keine Angelegenheit ohne sie. Er war darauf bedacht, sie um Rat zu bitten und um ihre Meinung zu fragen.

 

Die Juden versuchten durch deren schlauen Führer Herzl den Sultan Abdulhamîd II. auf ihre Seite zu ziehen, damit dieser ihnen erlaube eine Heimstatt für die Juden in Palästina (Jerusalem) zu bilden. Sie boten ihm in dieser weit entfernten Zeit einen riesigen Geldbetrag an, der sich auf 3.000.000 Pfund belief. Außerdem würden sie dem Osmanischen Reich einen jährlichen großen Geldbetrag als Gegenleistung dafür bezahlen, dass Sultan Abdulhamîd einen Beschluss fasste, der den Juden die Auswanderung nach Palästina und das Sich-Aufhalten dort erlaubte. Da sprach Sultan Abdulhamîd seine unvergessenen Worte, die die Historie mit goldenen Lettern einschrieb: „Ich bin nicht bereit auf eine einzige Handspanne von diesen Ländern zu verzichten. Sie sind nämlich nicht mein Eigentum, sondern das Eigentum meines Volkes, das diese Länder mit seinem Blut bewässerte. Die Juden können ihr Vermögen für sich behalten. Sie können Palästina nur über meine Leiche einnehmen. In diesem Fall nehmen sie es kostenlos ein. Solange ich aber noch am Leben bin, können sie das nicht tun.“

 

Herzl versuchte den Sultan durch ein neues Angebot zu verlocken. Das Osmanische Reich war bei Europa mit einem großen Geldbetrag verschuldet. Die Juden boten die Tilgung dieser Schulden als Gegenleistung für die Verwirklichung ihres Anliegens an. Der Sultan war jedoch sehr unerschütterlich, als er sagte: „Die Schulden sind keine Schande. Schande ist es vielmehr, dass ich ein Land an die Juden verkaufe. Die Juden können ihr Vermögen behalten. Das Osmanische Reich kann nicht hinter Burgen Schutz suchen, die vom Vermögen der Feinde der Muslime gebaut wurden.“

 

Im Jahre 1902 n. Chr. verlangte Herzl vom Sultan, dass dieser ihm erlaube eine hebräische Universität in Palästina zu errichten, die von zionistischen Professoren verwaltet wird. Der Sultan lehnte auch dieses Angebot ab, weil er wusste, dass diese Universität der Beginn der Besetzung dieses Landes sein werde. Er missbilligte also all ihre Botschaften und weigerte sich ihre Geschenke anzunehmen.

 

Dann hetzte man Europa und Russland gegen Sultan Abdulhamîd auf. Revolutionen brachen also an den Grenzen aus, und Russland erklärte dem Osmanischen Reich den Krieg. Ebenso brach Europa die mit dem Osmanischen Reich abgeschlossenen Verträge und stand Russland bei dessen Krieg gegen Sultan Abdulhamîd bei.

 

Im gleichen Jahr unternahmen die Christen einen Aufstand in Tikrit (eine irakische Stadt am Fluss Tigris) durch eine Anstachelung vom Papst. Während der Sultan kämpfte, sprachen die Muslime Bittgebete für ihn aus. Trotz der Niederlage zeigten die osmanischen Führer und Soldaten eine hervorragende Tapferkeit, die die europäischen Feinde selbst bezeugten. Diese Ereignisse ließen Sultan Abdulhamîd sich von den inneren Reformen in verschiedenen osmanischen Ländern nicht ablenken. Er verbreitete alle Phasen und Arten der Zivilausbildung und errichtete die Universität Istanbul im Jahre 1885 n. Chr., die zu Beginn durch den Namen "Haus der Künste" bekannt war. Er errichtete auch Hochschulen, technische Institute und zivile Grund- und Oberschulen. Er beschäftigte sich ebenso mit der militärischen Ausbildung. Ferner errichtete er Bibliotheken sowie eine Schule, die sich auf die Ausbildung von zum Islam einladenden Aufrufern spezialisierte.

 

Sultan Abdulhamîd II. erweiterte den Eisenbahnbau, damit das Ausüben des Haddsch durch Abkürzung der Reisezeit leicht fiel und alle Menschen diesen durchführen konnten. Er benutzte den Telegraf als ein neues Mittel zur Korrespondenz. Er übernahm das Projekt einer islâmischen Universität und wirkte dabei Gutes. Er arbeitete darauf hin, den Respekt vor dem Kalifat zurückzubringen, wie dies in den ersten Zeiten der Fall war. Sultan Abdulhamîd II. pflegte die Muslime immer zur Einigkeit aufzurufen. Er war auch darauf bedacht, diese Angelegenheit zwischen allen Muslimen in allen muslimischen Ländern zu verbreiten.

 

Fremdgesteuerte Medien kämpften gegen ihn, machten ihm Vorwürfe hinsichtlich seines Privatlebens, stellten ihn und dessen Familie bloß und beteiligten sich beim Begründen des osmanischen Vereines Al-Ittihâdu wa-t-Taraqqî (Einigkeit und Fortschritt), der einen militärischen Aufstand unternahm, der ein ganzes Jahr von 1908 bis zum Jahre 1909 dauerte, woraufhin es gelang, Sultan Abdulhamîd das Kalifat zu entziehen. Dieser Verein entschied sich, Sultan Abdulhamîd II. im April 1909 in Thessaloniki (Saloniki) zu vertreiben.

 

Abdulhamîd II. blieb in der Verbannung, bis er im Jahre 1918 verstarb, nachdem er die Angelegenheiten des Osmanischen Reiches für 34 Jahre übernommen hatte. So gehörte er zu den Sultanen des Osmanischen Reiches, die die Herrschaft für lange Zeit übernahmen. Er gehörte auch zu den Sultanen, die man fälschlicherweise oft verleumdete.

 

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