Sanftmütigkeit - Teil 1

17/04/2013| IslamWeb

At-Tufail ibn Amr Ad-Dausî konvertierte zum Islâm und bat den Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken um Erlaubnis dafür, dass er zu seinem Stamm (Daus) geht, um diesen zum Islâm aufzurufen. Der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken gab ihm die Erlaubnis. Aber die Leute weigerten sich, dem Aufruf At-Tufails zu folgen. Da kam er zum Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken zurück und sagte ihm: „Die Daus waren ungehorsam und lehnten den Islâm ab. Bitte Allâh gegen sie!“ Als der Gesandte  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken seine Hände zum Beten erhob, sagten die Leute: „Sie werden vernichtet werden!“, weil das Bittgebet des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken angenommen wird. Der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken betete aber: „O Allâh, leite den Stamm Daus recht und bringe ihn [zum Islâm]!“ (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim). Dann kam At-Tufail wieder zu seinem Stamm und rief ihn noch einmal zum Islâm auf. Da bekehrten sich alle Leute zum Islâm. So war der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sanftmütig. Er pflegte für die Menschen und nicht gegen sie zu beten.

 

Eines Nachts verließ der Kalif Umar ibn Abdulazîz sein Haus, um die Angelegenheiten der Menschen zu überprüfen. Ein Polizist begleitete ihn. Er kam in eine Moschee, die dunkel war. Umar trat auf einen schlafenden Mann. Der Mann hob seinen Kopf hoch und sagte zu ihm: „Bist du verrückt?“ Umar sagte: „Nein!“ Der Polizist wollte den Mann schlagen. Umar sagte zu ihm: „Nein, tue es nicht! Der Mann hat nur gefragt, ob ich verrückt bin. Ich habe geantwortet: Nein!“

 

Die Sanftmütigkeit des Kalifen überwog seine Wut. Er akzeptierte es einfach, dass ein einfacher Mann ihn als verrückt bezeichnete. Weder seine Macht noch seine Herrschaft führten ihn dazu, den Mann zu bestrafen.

 

Der rechtschaffene Gefährte Al-Ahnaf ibn Qais war sehr sanftmütig, so dass er diesbezüglich beispielhaft wurde. Es wurde gesagt: „Der Soundso ist sanftmütiger als Al-Ahnaf.“ Es wurde erzählt, dass ein Mann ihn beschimpfte. Er reagierte aber nicht darauf und ging seinen Weg weiter. Der Mann folgte ihm und schimpfte weiter. Als Al-Ahnaf sich der Gegend näherte, wo er wohnte, hielt er an und sagte dem Mann: „Wenn du noch etwas Schlimmes sagen willst, dann sage es jetzt, bevor jemand aus meinem Wohnort dich hört und dir schadet!“

 

Es wurde berichtet, dass einige Leute zu ihm einen Mann schickten, der ihn beschimpfen sollte. Al-Ahnaf schwieg und reagierte nicht. Der Mann beschimpfte ihn aber weiter, bis die Zeit des Mittagessens kam. Da sagte ihm Al-Ahnaf:”O du! Die Zeit ist gekommen, um zu Mittag zu essen. Komm mit essen, wenn du willst!“ Der Mann schämte sich und ging weg.

 

Was ist Sanftmütigkeit?

 

Sanftmütigkeit ist eigene Zurückhaltung, Unterdrückung des Zorns, Fernbleiben von Wut und gute Reaktion auf schlechtes Verhalten. Sie bedeutet nicht, dass man die Erniedrigung oder die Schmähung akzeptieren soll, sondern dass man sich davon fernhält, die Anderen zu beschimpfen und zu beleidigen.

 

Sanftmütigkeit Allâhs:

 

Die Sanftmütigkeit ist eine der Eigenschaften Allâhs des Erhabenen. Der Gepriesene ist der Sanftmütigste, der die Ungehorsamkeit der Ungehorsamen und deren Widerspenstigkeit Ihm gegenüber sieht und Sich dennoch ihnen gegenüber geduldig verhält. Er beeilt sich nicht, sie zu bestrafen. Der Erhabene sagt: „... Und wisst, dass Allâh Allvergebend und Nachsichtig ist.“ (Sûra 2:235).

 

Sanftmütigkeit der Propheten:

 

Sanftmütigkeit gehört auch zur guten Moral der Propheten. Allâh der Erhabene sagt über Abraham: „... Ibrâhîm war fürwahr weichherzig und nachsichtig.“ (Sûra 9:114), und über Ismâîl: „Da verkündeten Wir ihm einen nachsichtigen Jungen.“ (Sûra 37:101).

 

Der Gesandte Allâhs war der Sanftmütigste der Menschen. Er war wegen schlechter Handlungen einiger Muslime nicht böse und lehrte seine Gefährten Selbstkontrolle und Unterdrückung des Zorns.

 

Tugenden der Sanftmütigkeit:

 

- Sanftmütigkeit ist eine Eigenschaft, die Allâh der Allmächtige liebt. Der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte zu einem der Gefährten: „Du hast zwei Eigenschaften, die Allâh liebt, Sanftmütigkeit und Geduld.“ (Überliefert von Muslim).

 

- Sanftmütigkeit ist ein Weg zum Gewinn der Zufriedenheit und des Paradieses Allâhs. Der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: „Wer seinen Zorn unterdrückt, obwohl er ihn durchsetzen könnte, den ruft Allâh der Allmächtige am Jüngsten Tag so laut, dass alle Geschöpfe ihn hören, um ihn die Jungfrau auswählen zu lassen, die er will.“ (Von Abû Dâwûd und At-Tirmidhî überliefert und von Al-Albânî als authentisch eingestuft).

 

- Sanftmütigkeit ist ein Beweis dafür, dass man einen starken Willen hat und Emotionen beherrschen kann. Der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: „Der Starke ist nicht derjenige, der Andere unterwirft [d.h., der die Menschen besiegen und schlagen kann], sondern derjenige, der sich selbst in der Wut beherrschen kann.“ (Überliefert von Muslim).

 

- Sanftmütigkeit ist ein Mittel dazu, Gegner zu Freunden zu machen und deren Dämonen zu überwinden. Allâh der Erhabene sagt: „... Wehre mit einer Tat, die besser ist, (die schlechte) ab, dann wird derjenige, zwischen dem und dir Feindschaft besteht, so, als wäre er ein warmherziger Freund.“ (Sûra 41:34). Es wurde gesagt: Wenn du dem Ignoranten gegenüber schweigst, dann gibst du ihm somit die beste Antwort und die schlimmste Strafe.

 

- Sanftmütigkeit ist der Weg, um die Liebe und den Respekt für die Menschen zu gewinnen. Es wurde gesagt: Der erste Trost für den Sanftmütigen ist, dass die Menschen ihm Beistand leisten.

 

- Sanftmütigkeit schützt den Menschen vor Fehlern und gibt dem Teufel keine Chance, über den Menschen zu herrschen.

 

Sanftmütigkeit - Teil 2

 

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