Aufrichtigkeit und ihre Vorteile – Teil 1

15/01/2015| IslamWeb

Allâh der Erhabene erschuf die Schöpfung ob des anbetenden Dienens Ihm gegenüber und schickte den Menschen die Gesandten, damit sie Ihm allein und ohne einen Teilhaber anbetend dienen. Der Erhabene sagt: „Und nichts anderes wurde ihnen angeordnet als nur Allâh anbetend zu dienen und dabei Ihm gegenüber aufrichtig in der Religion zu sein (...)“ (Sûra 98:5). Der Majestätische sagt: „Und Wir schickten keinen Gesandten vor dir, dem Wir nicht geoffenbart, dass es keine Gottheit gibt außer Mir; darum dient Mir anbetend!“ (Sûra 21:25). Und der Erhabene sagt: „Und Wir haben wahrhaftig zu jedem Volk einen Gesandten geschickt, mit der Botschaft: „Dient Allâh anbetend und haltet euch von den Götzen fern!“ (Sûra 16:36).

 

Das anbetende Dienen Allâhs des Makellosen und Erhabenen erfolgt nur durch die Aufrichtigkeit Ihm gegenüber. Die Aufrichtigkeit ist nämlich das Wesen der Religion, der Kern des anbetenden Dienens und eine Bedingung für die Annahme der Handlungen. Sie gilt als Fundament eines Gebäudes und Geist eines Körpers. Weil daher die Handlungen der Nicht-Muslime weder das Eins-Seins Allâhs noch die Aufrichtigket enthalten, erklärte Allâh sie für nichtig. Der Erhabene sagt: „Und Wir treten zu dem, was sie an Taten verrichtet, und machen es zu in alle Winde zerstreute Staubteilchen.“ (Sûra 25:23). Diese Hinfälligkeit und Nutzlosigkeit sind die Vergeltung jedes Menschen, der gegenüber Allâh dem Erhabenen nicht aufrichtig handelt und das Ehren anderer als Seiner beabsichtigt. Der Erhabene sagt: „Wer immer das diesseitige Leben und dessen Schmuck will, dem lassen wir in ihm die Belohnung für seine Werke in vollem Maß zukommen, und ihm wird darin nichts geschmälert. Das sind diejenigen, für die es im Jenseits nur das Höllenfeuer gibt. Nutzlos ist, was sie in ihm gemacht haben, und hinfällig wird, was sie zu tun pflegten.“ (Sûra 11:15-16).

 

Wie sehr ist doch jemand zum Scheitern verurteilt, der Berge von Taten verrichtet, und dann macht Allâh sie zu verwehtem Staub, indem Er ihn auf dessen Gesicht ins Höllenfeuer stürzt! Muslim berichtete in einem direkt auf dem Propheten zurückführbaren nach einer Aussage von Abû Huraira überlieferten Hadîth: „Zu den ersten Menschen, über die am Auferstehungstag gerichtet wird, gehört ein Mann, der als Märtyrer starb. Er wird vorgeführt, und während Allâh ihm Seine Gnade an ihn vorhält, gibt er diese zu. Allâh spricht dann zu ihm: «Was hast du damit gemacht?» Er antwortet: «Ich kämpfte um Deinetwillen, bis ich als Märtyrer fiel.» Allâh spricht: «Du lügst, vielmehr hast du gekämpft, damit die Leute dich als mutig bezeichnen, und es geschah auch so!» Darauf wird die Anweisung gegen ihn erteilt, und er wird auf seinem Angesicht fortgeschleift und ins Höllenfeuer geworfen. Ferner ein Mann, der Wissen erwarb, es anderen lehrte und den Qurân rezitierte. Er wird vorgeführt, und während Allâh ihm Seine Gnade an ihn vorhält, gibt er diese zu. Allâh spricht dann zu ihm: «Was hast du damit gemacht?» Er antwortet: «Ich habe Wissen erworben und es anderen gelehrt, und ich rezitierte Deinetwegen den Qurân.» Allâh spricht: «Du lügst, vielmehr hast du das Wissen erworben, damit die Leute dich als gelehrsam bezeichnen, und den Qurân rezitiert, damit die Leute dich als Qurân-Kenner bezeichnen, und es geschah auch so.» Darauf wird die Anweisung gegen ihn erteilt, und er wird auf seinem Angesicht fortgeschleift und ins Höllenfeuer geworfen. Ferner ein Mann, dem Allâh reichliche Gaben bescherte und alle Arten an Gütern verlieh. Er wird vorgeführt, und während Allâh ihm Seine Gnade an ihn vorhält, gibt er diese zu. Allâh spricht dann zu ihm: «Was hast du damit gemacht?» Er antwortet: «Ich habe keine Gelegenheit, in der Du das Spenden liebst, versäumt, ohne dass ich dabei Deinetwegen gespendet habe.» Allâh spricht: «Du lügst, vielmehr hast du es getan, damit die Leute dich als wohltätig bezeichnen, und es geschah auch so.» Darauf wird die Anweisung gegen ihn erteilt, und er wird auf seinem Angesicht fortgeschleift und ins Höllenfeuer geworfen.“ Allâh bewahre uns vor dem Scheitern!

 

Erhaben über jeden Mangel ist Derjenige, Der das Verräterische in den Augen und das, was die Herzen verbergen, kennt! Wie auch immer jemand die Leute in die Irre führt und sein Aussehen sie täuscht, nutzen ihm dieses Aussehen und diese Irreführung wahrhaftig nichts. Was das betrifft, was sich bei Allâh befindet, so sagt der Erhabene: „Gewiss, die Heuchler möchten Allâh betrügen, doch ist Er es, Der sie betrügt.“ (Sûra 4:142). Und der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: „Allâh schaut nicht auf euer Aussehen und euer Vermögen, sondern Er schaut in eure Herzen und auf eure Handlungen.“ (Muslim). Was aber die Leute anbelangt, so enthüllt sich dies bei ihnen schnell und tritt die Wahrheit zutage, und zwar entweder im Diesseits oder im Jenseits. Der Erhabene sagt: „Was nun den Schaum angeht, so vergeht er nutzlos. Was aber den Menschen nutzt, das bleibt auf Erden. So prägt Allâh die Gleichnisse.“ (Sûra 13:17).

 

Zu den wesentlichsten Gründen des Mangels an Aufrichtigkeit und deren Fehlen bei den Handlungen gehört das Streben nach dem Diesseits oder die Liebe zum Lob und zur Anerkennung. Ibn Al-Qayyim  Allah   erbarme sich seiner sagte: „Die Aufrichtigkeit und die Liebe zum Lob und zur Anerkennung sowie das Trachten nach dem, was sich bei den Menschen befindet, kommen nicht im Herzen zusammen, genauso wie das Wasser und das Feuer sowie eine Dornschwanzechse und ein großer Fisch nichts gemeinsam haben.“

 

Er  Allah   erbarme sich seiner sagte: „Möchtest du aufrichtig sein, dann sollst du dich absolut der Begehrlichkeit, des Lobens und der Anerkennung enthalten, genauso wie die Asketen im Diesseits für das Jenseits werken. Hast du dich des Lobens und der Anerkennung enthalten, fällt dir die Aufrichtigkeit leicht. Würdest du fragen: «Was erleichtert mir das Sich-Enthalten der Begehrlichkeit, des Lobens und der Anerkennung?», würde ich antworten: «Was das Sich-Enthalten der Begehrlichkeit betrifft, so erleichtert dir dies deine innere Überzeugung, dass etwas, nach dem man giert, nur durch Allâh erfolgt, der allein dem anbetend Dienenden etwas davon gibt. Was nun das Sich-Enthalten des Lobens und der Anerkennung anbelangt, so wird es dir so erleichtert, dass du weißt, dass allein Allâh Derjenige ist, Dessen Loben nutzt und Dessen Tadel schadet.» Ein Beduine sagte zum Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken Folgendes: „Wenn jemand mich lobt, ist es gut für ihn, und wenn jemand mich tadelt, ist es schlecht für ihn. Darauf sagte der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken : «Dies gilt nur für Allâh den Majestätischen.»“ (At-Tirmidhî und Ahmad). So enthalte dich des Lobens desjenigen, dessen Loben dir nicht nutzt sowie des Tadels desjenigen, dessen Tadel dir nicht schadet, und strebe nach dem Loben Desjenigen, in dessen Loben das ganze Gute und in dessen Tadel das ganze Böse liegt!

 

Erzieht ein anbetend Dienender seine Seele, so dass er sich des Diesseits, des Lobens der Menschen und deren Anerkennung enthält sowie das Ehren Allâhs bei seiner Handlung beabsichtigt, gehört er zu den aufrichtigen Menschen, deren gesamte Handlungen und Worte sowie Liebe und Hass um Allâhs des Erhabenen willen sind. So geschieht ihr äußeres und inneres Verhalten allein um Allâhs willen, wobei sie damit von den Menschen weder Belohnung noch Dank wollen und weder die Macht bei ihnen suchen noch nach dem Lob oder der Rangstellung in ihren Herzen streben oder vor deren Tadel fliehen. Dadurch wirst du der Stärkste unter den Menschen; denn dein Schutzherr ist in diesem Fall dein Herr der Starke und Feste. Auf diese Weise gehörst du zu den geehrten Menschen sowohl im diesseitigen Leben als auch in der Wohnstätte der Belohnung.

 

 

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