Gesetzmäßigkeiten Allâhs nach dem Qurân – Teil 2

08/12/2020| IslamWeb

Beispiele für diese Gewohnheiten aus dem Qurân:

Machtgleichgewicht: Allâh hat das Leben zu einem ständigen Kampf zwischen Wahrheit und Falschem und zwischen Guten und Bösen gemacht. Hätte Allâh nicht frevlerische Menschen durch andere, rechtschaffene, abgehalten, so wäre die gesamte Welt zugrunde gegangen und keine Religion würde mehr befolgt werden. Allâh sagt: „Und wenn nicht Allâh die einen Menschen durch die anderen zurückweisen würde, geriete die Erde wahrlich ins Verderben. Aber Allâh ist voll Huld gegen die Weltenbewohner“ (Sûra 2:251). „Und wenn Allâh nicht die einen Menschen durch die anderen abgewehrt hätte, so wären fürwahr Mönchsklausen, Kirchen, Bethäuser und Gebetsstätten zerstört worden, in denen Allâhs Name häufig genannt wird. Und Allâh wird ganz gewiss denjenigen helfen, die Ihm helfen. Allâh ist wahrlich Stark und Allmächtig“ (Sûra 22:40). Ibn Kathîr paraphrasiert dies mit den Worten: „Hätte Allâh nicht ein Volk durch ein anderes Volk und die Übeltäter durch andere abgehalten.“

Eine weitere Gesetzmäßigkeit ist, dass Wohltaten aufgrund von Sünden weggenommen werden: „Dies, weil Allâh nimmer eine Gunst, die Er einem Volk erwiesen hat, ändert, bis sie das ändern, was in ihnen selbst ist, und weil Allâh Allhörend und Allwissend ist“ (Sûra 8:53)“. Das heißt, dass Allâh die Wohltaten in einem Volk nicht versiegen lässt und sie auch nicht wegnimmt, solange sie nicht ihr gutes Verhalten durch schlechtes austauschen. Dies ist eine der soziologischen Gesetzmäßigkeiten Allâhs. Ibn Kathîr schreibt dazu: „Der Erhabene berichtet hier von Seiner vollständigen Gerechtigkeit in Seiner Bestimmung und Herrschaft. Er nimmt keine Wohltat hinfort, die Er jemandem gewährt hat, solange keine Sünde vorliegt“.

Auch gehören zu diesen Gewohnheiten Prüfungen und Heimsuchungen: Allâh prüft die Menschen entsprechend ihrem Îmân, damit der Wahrhaftige und der Lügner unter den Menschen zum Vorschein kommen. Allâh sagt: „Alif-Lam-Mim. Meinen die Menschen, dass sie in Ruhe gelassen werden, (nur) weil sie sagen: ‚Wir glauben‘, ohne dass sie geprüft werden? Wir haben bereits diejenigen vor ihnen geprüft. Allâh wird ganz gewiss diejenigen kennen, die die Wahrheit sprechen, und Er wird ganz gewiss die Lügner kennen“ (Sûra 29:3).

Der Verfasser von Adwâ Al-Bayân (Allâh erbarme sich seiner) sagt: „Die Menschen werden nicht ohne Prüfung allein gelassen. Er stellt sie auf die Probe, weil sie behaupteten, Îmân zu haben. Sobald die Menschen sagen ‚Wir haben Îmân‘, werden sie Prüfungen und verschiedensten Heimsuchungen ausgesetzt, bis klar wird, wer in seiner Aussage ‚Wir haben Îmân‘ ehrlich war und wer nicht.“

Auch gehört zu diesen Gewohnheiten in der menschlichen Gesellschaft die Abfolge von Erfolg und Misserfolg. Allâh der Erhabene sagt: „Und diese Tage (des Kriegsglücks) lassen Wir unter den Menschen wechseln“ (Sûra 3:140). As-Sa’dî (Allâh erbarme sich seiner) schreibt hierzu: „Zur Weisheit hiervon gehört, dass Allâh diese Welt dem Mu‘min und dem Kâfir gibt sowie dem Rechtschaffenen und dem Schamlosen. So lässt Allâh die Tage (des Sieges und des Erfolgs) unter den Menschen abwechseln: ein Tag für diese Gruppe und ein Tag für jene.“

Diese Tatsache war auch den vorislâmischen Arabern bekannt. So sagte Abû Sufyân am Tag der Schlacht von Uhud am dortigen Berg: „Ein Tag für einen Tag. Die Tage (des Sieges) wechseln sich ab. Und Krieg ist ein Wettstreit mit wechselndem Glück.“ Er meinte damit, dass die Muslime zwar mit Sieg und Bedacht etwas erreicht hätten, doch jetzt das Ergebnis zu spüren bekämen.

Eine weitere Gewohnheit Allâhs ist, dass Unrechttuende Aufschub bekommen. Er gewährt ihnen Aufschub, bis zum Zeitpunkt ihrer Strafe, ohne sie unbeachtet zu lassen. In den beiden Sahîh-Werken heißt es in einem Hadîth nach Abû Mûsâ Al-Asch’arî (möge Allâh mit ihm zufrieden sein), dass der Prophet sagte: „Allâh gewährt dem Unrechttuenden Aufschub, bis Er ihn schließlich ergreift und er Ihm nicht entkommt.“ Daraufhin las der Prophet den Vers: „So ist der Griff deines Herrn, wenn Er die Städte ergreift, während sie Unrecht tun. Gewiss, Sein Griff ist schmerzhaft und hart“ (Sûra 11:102).

Bei Ibn Kathîr (Allâh erbarme sich seiner) heißt es hierzu: „So wie Wir (d. h. Allâh) jene unterdrückerischen Völker, welche die Gesandten der Lüge geziehen haben, vernichteten, so verfahren Wir auch mit allen ähnlichen (Völkern).“

Eine Gesetzmäßigkeit ist Tod und Vergänglichkeit. Über jedes lebendige Wesen hat Allâh dieses Urteil verhängt. All die Völker, die nach dem Propheten Nûh bis heute vergangen sind, sind alle zugrunde gegangen, ungeachtet ihrer großen Zahl. Wie viele Völker und Stämme gibt es, die keiner außer Allâh kennt! Alle sind sie heimgekehrt zu ihrem Herrn, ohne etwas von dem, was sie auf dieser Welt besaßen – nur mit ihren guten und schlechten Taten!

Allâh der Erhabene sagt: „Wie viele Geschlechter nach Nûh haben Wir vernichtet! Und es genügt, dass dein Herr die Sünden Seiner Diener wohl kennt und sieht“ (Sûra 17:17)“. Dazu schreibt As-Sa’dî (Allâh erbarme sich seiner): „Viele von solchen Völkern gab es, die Allâh nach dem Volk von Nûh durch Strafe vernichtete. Das Volk von Âd, Thamûd, Lût und andere wurden gewaltig bestraft wegen ihres Überschreitens der Grenzen und ihres Kufrs.“ Allâh sagt: „Jede Seele wird den Tod kosten“ (Sûra 21:35). Dieser Vers stellt klar, dass der Tod von Allâh allen Kindern Adams verhängt wurde – sei dies durch Vernichtung oder in anderer Form.
 

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