Ziele der Familie gemäß der Sunna – Teil 3

29/11/2021| IslamWeb

5. Es ist für beide Ehepartner verboten, die Geheimnisse ihrer intimen Beziehung preiszugeben. Dabei handelt es sich um eine der verwerflichsten Handlungen. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Zu den Menschen, die am Tag der Auferstehung den schlimmsten Stand bei Allâh haben werden, gehört ein Mann, der intim mit seiner Frau verkehrt und dann ihr Geheimnis (die Details vom Beischlaf, AdÜ) verbreitet“ (Muslim).

6. Hat ein Mann sein sexuelles Verlangen durch den Beischlaf mit seiner Frau erfüllt, sollte er sie nicht drängen und warten, bis auch sie ihr Verlangen erfüllt hat. Abdurrazzâq überlieferte in seinem Musannaf und Abû Ya’lâ in seinem Musnad, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Verkehrt ein Mann mit seiner Frau, so soll er ihr gegenüber aufrichtig sein: Hat er sein Bedürfnis befriedigt, soll er sie nicht drängen und warten, bis auch sie ihr Verlangen befriedigt hat.“ Al-Munâwî (Allâh erbarme sich seiner) sagte in Faid Al-Qadîr: „‚Falls er vor ihr sein Bedürfnis befriedigt, soll er sie nicht drängen‘: Man ist angehalten, ihr Zeit zu lassen, bis auch sie befriedigt ist. Er soll sie nicht verlassen, bis er sicher ist, dass auch sie sexuell befriedigt ist. Dies gehört zur gebührenden Freundlichkeit ihr gegenüber, der Wahrung ihrer Keuschheit und der Aufrechterhaltung edler Manieren und Güte.“

All diese Umgangsformen und prophetischen Richtlinien zielen darauf ab, eine eheliche Beziehung zu schaffen, die auf Gerechtigkeit basiert und Zuneigung, Ausgeglichenheit und Geborgenheit fördert. Diese gehören zu den höheren Zielen der Scharîa beim Aufbau einer intakten Familie auf einer festen Grundlage, um Kinder in einer sicheren und geborgenen Umgebung aufzuziehen.

Das vierte erhabene Ziel der Familie ist die Bewahrung der Religiosität innerhalb der Familie:

Die Sunna betont dieses Ziel und gewährt Einblick auf die Bedeutung der Religiosität innerhalb der Familie. Die Verantwortung des Familienoberhaupts wiegt in dieser Hinsicht schwer. Zur Erreichung dieses Ziels empfiehlt die Sunna Folgendes:

Erstens: Die Sunna hält dazu an, eine religiös geprägte Frau zu suchen und bei der Wahl einer Frau der Religiosität Vorrang vor Reichtum, Abstammung, sozialem Status und Schönheit zu gewähren. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sprach von den Eigenschaften, die ein Mann bei seiner zukünftigen Frau suchen sollte. Abû Huraira (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überlieferte vom Propheten folgendes Wort: „Eine Frau wird aus vier Gründen geheiratet: Wegen ihres Besitzes, wegen ihrer edlen Abstammung, wegen ihrer Schönheit und wegen ihrer Religion (d. h. ihrer Religiosität). So suche diejenige, die religiös ist! Mögen deine Hände gesegnet sein!“ (Al-Buchârî).

Zweitens: Allâhs Gesandter (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) befahl den Eltern, ihren Kindern eine gesunde und richtige Aqîda (Glaubensgrundlagen) einzuprägen und alles zu vermeiden, was diese verderben oder schwächen könnte. Abû Huraira (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überlieferte, dass der Prophet sagte: „Jedes Kind wird mit der Fitra (angeborene Neigung zum Islâm) geboren, und seine Eltern machen dann aus dem Kind entweder einen Juden, einen Christen oder einen Zoroastrier“ (Al-Buchâri).

Drittens: Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) wies jeden Ehemann an, Frau und Kinder in der Religion zu erziehen und ihnen tugendhafte Umgangsformen beizubringen. Abdullâh ibn Umar (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überlieferte, dass der Gesandte Allâhs sagte: „Jeder von euch ist ein Hirte und verantwortlich für seine Herde. Der Anführer, der über die Menschen eingesetzt wurde, ist ein Hirte und verantwortlich für sie. Der Mann ist ein Hirte für die Angehörigen seines Haushalts und verantwortlich für sie“ (Al-Buchârî).

In Anlehnung an Ayyûb ibn Mûsâ wird überliefert, dass Allâh Gesandter (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Es gibt kein besseres Geschenk eines Vaters für seinen Sohn als gutes Benehmen“ (At-Tirmidhî; schwach nach Al-Albânî).

Die Familie ist also die wichtigste Einrichtung und verantwortlich dafür, den Islâm in den Bereichen des Glaubens, der Taten und des Verhaltens zu verankern. Die Bewahrung der Religiosität innerhalb der Familie ist unerlässlich, denn ihr Verlust führt zum Verderben, zum Zerfall und zur schlechten Erziehung der Nachkommen, in deren Händen die Zukunft liegt. Aus diesem Grund hielten die Gelehrten dieses Ziel hoch, indem sie oben erwähnte Texte aus der Sunna und andere nicht genannte Quellen heranzogen.

Das vierte erhabene Ziel der Familie ist die Erhaltung der Menschheit und die Vermehrung der Nachkommenschaft:

Die Erhaltung der Nachkommenschaft ist ein wesentliches Ziel der Ehe. Imâm Al-Ghazâlî (Allâh erbarme sich seiner) schrieb diesbezüglich: „Die Ehe hat fünf Vorteile: Nachkommenschaft, sexuelle Erfüllung, Bewältigung der Haushaltsangelegenheiten, Vermehrung von Familienmitgliedern und das Bemühen gegen das Ego, indem man sich um die Angelegenheiten der Ehefrauen kümmert. Nachkommen zu haben ist ein wesentliches Ziel, für das die Ehe vorgesehen ist, nämlich den Fortbestand der menschlichen Art“ (Ihyâ Ulûm Ad-Dîn).

Dieses Ziel wird verwirklicht, indem man – wie oben dargestellt – zur Heirat ermutigt und Zölibat und die Kastration verbietet. Sa’d ibn Abû Waqqâs (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) sagte: „Allâhs Gesandter (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) untersagte Uthmân ibn Madh´ûn die völlige sexuelle Enthaltsamkeit. Hätte er es ihm erlaubt, so hätten wir uns kastrieren lassen“ (Al-Buchârî). Abdullâh ibn Mas’ûd (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) sagte: „Wir waren mit dem Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) auf einem Kriegszug und hatten keine Frauen mit uns. Daher fragten wir: ‚Sollen wir uns nicht kastrieren?‘ Doch er verbot uns dies“ (Al-Buchârî).

Dies waren die wichtigsten Ziele der Ehe gemäß der Scharîa im Allgemeinen, die in den Sunna-Texten hervorgehoben werden. Wer die Überlieferungen aus der Sunna über die Familie näher betrachtet, der kann viele Ziele ableiten, da die Scharîa der Familie besondere Aufmerksamkeit schenkt, welche sich in den entsprechenden Richtlinien und praktischen Lehren widerspiegelt. Da die Scharîa Allâhs die Beziehung zwischen Mann und Frau im Detail regelt, finden sich diese Richtlinien auch in den Familiengesetzen wieder, deren Regelungen mit der Scharîa übereinstimmen und von Menschen nicht berührt wurden, weil der Islâm diese Themenbereiche umfassend abdeckt.

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