Die islâmischen Grundprinzipien

30-11-2020 | IslamWeb

Frage:

Wie können die Grundprinzipien des Islâms beschrieben werden? Möge Allâh Sie auf das Beste belohnen!

Antwort:

Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!

 

Die Grundlagen des Islâms finden sich im Dschibrîl-Hadîth, wie er u. a. von Imâm Muslim unter Berufung auf Umar (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überliefert wurde:

 

„Wir waren eines Tages in der Gesellschaft des Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken). Da kam ein Mann mit strahlend weißer Kleidung und ganz schwarzem Haar, an dem keine Anzeichen von einer Reise zu sehen waren, und den keiner von uns kannte. Er setzte sich zum Propheten, lehnte seine Knie an seine, legte seine Handflächen auf seine Oberschenkel und sagte: ‚O Muhammad, Berichte mir vom Islâm!‘ Der Gesandte sagte: ‚Islâm ist, dass du bekennst, dass es keine Gottheit außer Allâh gibt und dass Muhammad der Gesandte Allâhs ist, dass du das Gebet verrichtest, die Zakâ entrichtest, den Ramadân fastest und zum Hause Allâhs pilgerst, wenn du dazu in der Lage bist.“ Er sagte: „Du hast wahr gesprochen!‘ Wir wunderten uns, dass er nach etwas fragte und dann (den Propheten) bestätigte. Er sagte: ‚Berichte mir vom Îmân!‘ Er erwiderte: ‚Es ist, dass du an Allâh, an Seine Engel, Seine Bücher, Seine Gesandten, an den Jüngsten Tag und an die Vorherbestimmung mit ihrem Guten und ihrem Schlechten glaubst.‘ Er sagte: ‚Du hast wahr gesprochen.‘ Er sagte weiter: ‚Was ist der Ihsân?‘ Er erwiderte: ‚Dass du Allâh anbetest, als ob du Ihn sähest. Und wo du Ihn ja nicht siehst, so sieht Er doch dich.‘ Er sagte: ‚Berichte mir von der Stunde (der Auferstehung)!‘ Er erwiderte: ‚Nicht weiß hier der Befragte mehr als der Fragende.‘ Er sagte: ‚So berichte mir von ihren Vorzeichen!‘ Er sagte: ‚Dass die Magd ihren Herrn gebiert. Und dass du siehst, wie die barfüßigen, nackten, mittellosen Schafhirten im Errichten von Gebäuden wetteifern.‘ Dann ging er weg und ich blieb eine Weile. Da sagte der Prophet zu mir: ‚Umar, weißt du wer der Fragende war?‘ Ich sagte: ‚Allâh und Sein Gesandter wissen es besser.‘ Er sagte: ‚Es war Dschibrîl, der gekommen ist, um euch eure Religion zu lehren.‘“

 

Aus dem Hadîth geht hervor, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) die Religion in drei Bereiche einteilt:

 

Die erste Stufe ist der Islâm: Diese enthält die praxisbezogenen Pflichten des Islâms, die gelten, sobald man den Islâm angenommen hat: das zweiteilige Bekenntnis, die Verrichtung der fünf täglichen Gebete, die Allâh Seinen Anbetern zur Pflicht gemacht hat, die Abgabe der Zakâ auf das Vermögen, wenn dieses einen bestimmten Mindestsatz erreicht hat und ein Jahr vergangen ist, das Fasten im Ramadân, indem man sich vom Beginn der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang von Essen, Trinken, geschlechtlicher Beziehung und anderen fastenbrechenden Tätigkeiten fernhält – vorausgesetzt, dass man vollreif und geistig gesund ist, sich nicht auf der Reise befindet und keine weiteren Entschuldigungsgründe oder Hindernisse vorliegen. Daneben ist man verpflichtet, einmal im Leben zum Hause Allâhs (d.h. zur Ka’ba) zu pilgern, wenn es einem möglich ist.

 

Die zweite Stufe ist der Îmân: Dieser enthält die Prinzipien der Glaubensüberzeugungen, an denen der Mensch festhalten muss:

a)    Der Îmân an Allâh. Dies bedeutet die feste Überzeugung von Seiner Existenz und die Überzeugung davon, dass Er der einzige Herr ist (Rubűbiyya) und dass Er allein der Schöpfer, König und Verwalter des Universums ist. Dies beinhaltet auch die Überzeugung von seiner Göttlichkeit (Ulűhiyya) und dass Er allein würdig ist angebetet zu werden und ebenso die Überzeugung von Seinen schönen Namen und Eigenschaften. Der Mu‘min bestätigt, was Er (im Qurân) oder Sein Gesandter an Eigenschaften über Allâh mitgeteilt haben. Weder darf er diese Eigenschaften ihrer Bedeutung entleeren (Ta‘tîl), sie mit Geschöpflichem vergleichen (Tamthîl), noch sie uminterpretieren (Ta‘wîl).

b)    Auf den Îmân an Allâh folgt der Îmân an Seinen Gesandten. Der Muslim ist fest überzeugt, dass der Gesandte Muhammad (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) ein wahrer Prophet ist und von Allâh dem Erhabenen entsandt wurde. Er ist das Siegel der Propheten, mit dem Allâh die Botschaften der früheren Propheten zum Abschluss gebracht hat. Damit wurden alle früheren Botschaften aufgehoben. Zwar war er ein Mensch, für den alles zutrifft, was auch für andere Menschen gilt: Schlafen, Essen, Trinken und Krankheit, doch er wurde von Allâh dem Erhabenen davor bewahrt, in Sünden zu verfallen. Er beging keine Handlung, welche der Religion oder dem tugendhaften Verhalten widersprach. Wir müssen ihm folgen, ihm gehorchen und an seiner Sunna festhalten.

c)    Der Îmân an die Engel enthält vier Punkte: die Überzeugung von ihrer Existenz, von ihren besonderen Handlungen, die feste Überzeugung von der Existenz derjenigen Engel, die Er im Qurân eigens erwähnt  und von denen, die er nur allgemein erwähnt hat, sowie die Überzeugung von ihren Eigenschaften. Daher glaubt der Muslim fest daran, dass sie von Fehlern und Sünden geschützt sind und keinen Ungehorsam gegenüber Allâh und Seinen Geboten zeigen. Sie führen aus, was ihnen aufgetragen wurde.

d)    Der Îmân an die Bücher: Dies ist einerseits die feste Überzeugung von dem, was Allâh allgemein an Schriften herabgesandt hat, und speziell von den im Qurân erwähnten: Thora, Evangelium, Zabűr und der edle Qurân. Der Qurân hob alle früheren Schriften auf und ist das zuletzt herabgesandte Buch. Der Muslim bestätigt alles, was darin enthalten ist und handelt nach allem, was nicht eigens abrogiert wurde.

e)    Der Îmân an die Propheten. Man hält fest an allen Propheten, egal ob sie im Qurân und der Sunna erwähnt wurden oder nicht. Besonders gilt dies für die im Qurân namentlich erwähnten 25 Propheten und die anderen, über die es authentische Berichte in der Sunna gibt. Zu diesem Îmân-Artikel gehört, dass Muhammad (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) das Siegel der Propheten ist, dass es keinen Propheten nach ihm gibt und dass er der vorzüglichste von allen ist. Alle Propheten waren wahre Anbeter Allâhs des Erhabenen. Keiner von ihnen besaß etwas an Göttlichkeit. Sie waren alle Menschen, die Allâh der Erhabene auserwählt hatte, damit sie Seine Botschaften verkündeten.

f)     Der Îmân an den Jüngsten Tag, den Tag der Auferstehung. Dies beinhaltet die feste Überzeugung von der Wiedererweckung nach dem Tod, von der Versammlung, Abrechnung, Strafe und Belohnung, von der Sirât-Brücke, der Waage, der prophetischen Fürsprache und von Paradies und Hölle. Hierzu gehört auch der Îmân an die Grabeswelt und an das, was dort stattfindet.

g)    Der Îmân an die göttliche Bestimmung. Er enthält vier Punkte: Hervorbringung des Schicksals, seine Niederschrift, der göttliche Wille und das Wissen darüber. Der Muslim ist fest davon überzeugt, dass einzig Allâh der Erhabene alles erschaffen hat. Alle Geschöpfe sind Sein Besitz, und sie besitzen aus sich heraus nichts. Er hat das Eintreffen der Ereignisse festgeschrieben, bevor Er die Himmel und die Erde erschaffen hat. In diesem Universum geschieht nichts ohne Seinen Willen. Was Er will, das tritt ein, so wie Er es will. Was Er nicht will, das geschieht nicht. Auch muss man im Îmân überzeugt sein, dass Allâh der Erhabene mit Seinem Wissen alles umfasst. Nichts geschieht in der Schöpfung, außer mit Seinem Wissen.

 

Die dritte Stufe ist der Ihsân, die höchste Stufe. Dies bedeutet, dass der Muslim in seinen Ibâda-Handlungen überzeugt ist, dass Allâh der Erhabene ihn sieht. Daher verrichtet er die Handlungen seiner Anbetung und Gottesverehrung, indem er sich in der Beobachtung Allâhs spürt.

 

Der Islâm hat jede tugendhafte Tat vorgeschrieben und bekämpft alle unwürdigen Handlungen. Er hat Gerechtigkeit und Redlichkeit zwischen die Menschen gebracht.

 

Und Allâh weiß es am besten!

 

 

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