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Hārūn Ar-Raschīd

Hārūn Ar-Raschīd

Weinst du, o Fürst der Gläubigen? Weinst du, und du bist derjenige, der jeden Tag 100 Rak‘as (Gebetseinheiten) verrichtet und aus seinem eigenen Vermögen 1.000 Dirham als Almosen gibt? Weinst du, wo du doch derjenige bist, der die sakrosankten Dinge des Islâm hochschätzt, die Gelehrten und Prediger äußerst respektierst und dich um Allâhs willen abmühst?



Er pflegte um sich selbst zu weinen. Seine Tränen flossen unaufhörlich, wenn man ihn ermahnte. Immer wenn man den Namen des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken vor ihm erwähnte, sagte er: „Möge Allâh meinen Herrn in Ehren halten!“

In der Stadt Rai, jener alten Stadt, die südöstlich Teherans liegt, wurde Hârûn Ar-Raschîd ibn Al-Mahdî ibn Dscha‘far Al-Mansûr am Ende des Monats Dhû Al-Hiddscha des Jahres 148 geboren. Sein Vater Al-Mahdî war in jener Zeit der Fürst von Rai und Churasan seitens des Kalifes Al-Mansûr. Nach dem Tod seines Vaters Al-Mansûr wurde er zum Kalifen der Muslime ernannt.

Hârûn wuchs in der Obhut seines Vaters auf, der ihn das militärische Leben seit dessen frühen Kindheit trainieren ließ. Er ernannte ihn zum Kommandanten einer militärischen Abteilung namens As-Sawâif, weil sie im Sommer zum Kampf auszuziehen pflegte. Er ernannte ihn weiterhin zum Kommandanten einer anderen militärischen Abteilung namens Asch-Schawâtî, wobei diese Benennung auf den Winter zurückgeht, damit sie dem byzantinischen Feind drohte und diesen abschreckte. Ferner ernannte er ihn zum Statthalter des ganzen Maghrebs (in jener Zeit Tunesien, Algerien, Marokko, Libyen und Mauretanien). Darüber hinaus ernannte ihn sein Vater zum Thronfolger nach dessen Bruder Al-Hâdî.

Ar-Raschîd übernahm das Kalifat der Muslime im Jahre 170 n. H., als er 25 Jahre alt war. Zu seiner Zeit wurde Bagdad eine der größten Städte der Welt. Sie war einzigartig in deren Kultur und Aufbau. Ar-Raschîd umfasste mit seiner Gerechtigkeit den Starken und Schwachen, Unfähigen, Kranken und jemanden mit besonderen Bedürfnissen. Der Zeitraum seiner Herrschaft blühte durch die Existenz vieler großer Gelehrten, wie etwa Imâm Mâlik ibn Anas, Al-Laith ibn Sa‘d, Al-Kisâî und Muhammad ibn Al-Hasan, der zu den größten Gefährten von Abû Hanîfa gehörte.

Ar-Raschîd war beispielhaft hinsichtlich der Bescheidenheit. Es ist überliefert, dass Abû Mu‘âwiya Ad-Darîr (der Blinde), einer der Hadîth-Gelehrten, sagte: „Ich nahm das Essen mit Ar-Raschîd ein. Dann goss mir ein mir unbekannter Mann das Wasser auf meine Hände. Ar-Raschîd fragte: „Kennst du denjenigen, der dir Wasser goss?“ Ich erwiderte: „Nein!“ Da sagte er: „Ich bin dieser Mann. Und ich tat das ob der Hochschätzung des Wissens.“

Seine Furcht vor Allâh überschritt alle Grenzen. Wenn ihn ein Mensch ermahnte, zitterte dessen Körper und hörte man die Stimme dessen Weinens. Es ist überliefert, dass Ar-Raschîd den Dichter Abû Al-Atâhiya verhaftete. Dann beauftragte Ar-Raschîd einen seiner Soldaten, Abû Al-Atâhiya zu beobachten und Ar-Raschîd das mitzuteilen, was er sagte. Eines Tages sah der Spion Abû Al-Atâhiya an die Wand schreiben:

„Wir gehen zum Herrscher am Tag des Letzten Gerichts und bei Allâh werden sich die Gegner treffen.“

Der Spion erzählte Ar-Raschîd dies. Da weinte Ar-Raschîd, ließ Abû Al-Atâhiya holen und fordert von diesem, ihm zu verzeihen. Dann gab ihm Ar-Raschîd 1.000 Dinar.

Ar-Raschîd pflegte oft an Feldzügen teilzunehmen und den Haddsch durchzuführen, wobei er in einem Jahr an einem Feldzug teilnahm und im folgenden Jahr den Haddsch durchführte. Wenn er den Haddsch ausübte, übten 100 Rechtsgelehrte und deren Kinder den Haddsch mit ihm aus. Führte er jedoch den Haddsch nicht durch, gab er 300 Männern Unterhalt, damit sie der Pflicht zum Haddsch nachkamen. Trotz dieser Freundlichkeit, Klarheit und Askese, war er tapfer und fürchtete um Allâhs willen nicht den Tadel des Tadlers. Er war eifersüchtig auf seine Religion und hart wie Eisen gegen die Feinde Allâhs. Im Jahre 187 n. H. brach der König der Römer den Waffenstillstand, den die Muslime mit der Königin der Römer Zînî abgeschlossen hatten. Da schrieb der König der Römer eine Botschaft an Ar-Raschîd, indem er sagte: „Nun zum Thema! Die vor mir befindliche Königin betrachtet dich als einen Roch (ein utopischer großer Vogel), während sie sich selbst als einen Baidaq (einen kleinen Vogel) betrachtet. Sie gab dir viel Vermögen, weil die Frauen schwach und töricht sind. Wenn du also meine Botschaft gelesen hast, gib all das Vermögen zurück, das du von ihr bekommen hast, sonst werde ich dich bekämpfen!“

Als Ar-Raschîd die Botschaft des Königs der Römer gelesen hatte, schrieb er an ihn: „Ich habe deine Botschaft gelesen und du wirst die Antwort sehen und nicht hören.“ Er begab sich zu ihm mit einem großen Heer, sodass er Ostrom einnahm und über dessen Herrscher einen großen Sieg errang. Zu seiner Zeit geriet kein Muslim in Kriegsgefangenschaft. Ar-Raschîd liebte sein Leben lang den Kampf und die islâmischen Einnahmen. Er besiegte die Römer und nahm Herakleia ein. Sein Heer erreichte Ankara. Ar-Raschîd begab sich ferner nach Churasan, um es einzunehmen. Er erreichte Tûs (eine bereits in der Antike entstandene Stadt im Nordosten des Iran), wurde dort krank und verstarb am 3. Dschumâda Al-Âchir des Jahres 193 n. H.

Als Hârûn Ar-Raschîd verstarb, hätten sich die Gelehrten gern für ihn aufgeopfert. Al-Fudail ibn Iyâd sagte: „Der Tod keines Menschen war für mich schwerer als der Tod des Fürsten der Gläubigen Hârûn Ar-Raschîd, und ich hätte es gern gehabt, wenn Allâh sein Leben durch mein Leben verlängert hätte.“ Es ist überliefert, dass Hârûn auf dem Sterbebett sagte: „O Allâh! Lass uns vom Guten profitieren und vergib uns das Böse! O Derjenige, Der unsterblich ist, erbarme Dich jemandes, der stirbt!“

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