Das Nachtgebet im Ramadân (Tarâwîh) - Teil 1

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Abû Huraira sagte: „Der Gesandte Allâhs ermutigte uns, ohne dass er es zur Pflicht vorschrieb, in den Nächten des Monats Ramadân zu beten. Dann sagte er : „Wer aus dem Glauben heraus in den Nächten des Ramadân betet und auf Belohnung hofft, dem werden all seine vergangenen Sünden vergeben.“ Als der Gesandte Allâhs starb, wurde dieses Gebet weiterhin so praktiziert (d.h. Tarâwîh wurde nicht in der Gemeinschaft gebetet), und so blieb es während Abû Bakrs Kalifat bis zum Kalifat von Umar .“

 
Die Berechnung von Laila Al-Qadr
 
Die beste Nacht aller Nächte ist Laila Al-Qadr (Die Nacht der Bestimmung oder der Macht), weil der Prophet sagte: „Wer Laila Al-Qadr aus Glauben und Hoffnung auf Belohnung betet, dem werden all seine vorigen Sünden vergeben.“ (Al-Buchârî und Muslim)
 
Die Gelehrten sind unterschiedlicher Meinung, welche Nacht nun Laila Al-Qadr ist. Einige meinen, es sei die 21. Nacht, andere sagen, es sei die 23., andere wiederum gehen von der 25. aus, und dann haben auch noch andere die Meinung, es sei die 29. Andere sagen, dass es sich von Jahr zu Jahr unterscheidet, aber dass sie immer in den letzten 10 Tagen vom Ramadân ist. Die meisten Gelehrten meinen jedoch, dass es die 27. ist. Laut Ibn ’Umar , sagte der Prophet : „Wer nach dieser Nacht (Laila Al-Qadr) strebt, sollte sie am 27. erwarten.“ (Muslim) Ubayy ibn Ka'b sagte: „Ich schwöre bei Allâh, sie ist im Monat Ramadân und bei Allâh, ich weiß, welche Nacht sie ist. Sie ist in der 27. Nacht. Ihr Zeichen ist, dass die Sonne weiß und ohne Sonnenstrahlen aufgeht.“
 
Es ist immer noch bevorzugt nach dieser Nacht in den letzten zehn Nächten im Ramadân zu streben, so wie der Prophet mit Leib und Seele danach eiferte, während dieses Zeitraums, danach zu streben. Der Prophet betete während dieser zehn Tage jede Nacht durch, weckte seine Frauen auf und zog sich von ihnen zurück, um seinen Gottesdienst zu verrichten.
 
Das Tarâwîh-Gebet in Gemeinschaft
 
Es ist gut, dieses Gebet in der Gemeinschaft zu verrichten, weil dies der Prophet in einigen der letzten zehn Tage tat. Zudem machte er auf den Vorzug aufmerksam, den dieses Gebet in der Gemeinschaft hat: Abû Dharr sagte: „Wir fasteten den Monat Ramadân mit dem Gesandten Allâhs , wobei er uns erst im Qiyâm (freiwilligen Nachtgebet) leitete, als nur noch sieben Tage (vom Ramadân) verblieben. An diesem Tag leitete er uns im Gebet, bis ein Drittel der Nacht vergangen war. Als noch sechs Tage verblieben, leitete er uns nicht im Qiyâm. Als fünf Tage verblieben, leitete er uns im Gebet, bis die Hälfte der Nacht vergangen war. Ich sagte: „O Gesandter Allâhs, ich hätte mir gewünscht, dass du bis zum Ende der Nacht weiter gebetet hättest.“ Er antwortete: „Wer mit dem Imâm betet bis er sich abwendet, (wird belohnt) als hätte er die ganze Nacht gebetet.“ Als noch vier Tage verblieben, leitete er uns nicht im Qiyâm. Als noch drei Nächte verblieben, rief er seine Familie, seine Frauen und die Leute zusammen und leitete uns im Qiyâm […] In den übrigen Tagen des Monats leitete er uns nicht im Qiyâm.“ (Abû Dawûd, Ahmad, An-Nasâ'î und andere, sahîh)
 
Der Prophet leitete sie nicht fortwährend in den übrigen Tagen des Monats im Qiyâm, weil er befürchtete, dass es zur Pflicht werden würde und sie nicht fähig wären, dieser nachzukommen.
 
Frauen können in der Gemeinschaft Qiyâm beten
 
Frauen können auch an den Gebeten teilnehmen, so wie es im Hadîth von Abû Dharr oben geschildert wird. Zudem können sie – unabhängig vom Imâm der Männer - untereinander eine Frau zum Imâm wählen. Es gibt Beweise, dass Umar die Menschen zum Gebet versammelte um Qiyâm zu beten, wobei er Ubayy Ibn K’ab als Imâm für die Männer wählte und Sulaimân Ibn Abû Hathma für die Frauen.
 
Arfadscha At-Thaqafî sagte: „´Ali ibn Abû Tâlib pflegte den Leuten vorzuschreiben, in den Ramadân-Nächten zu beten. Er bestimmte einen Imâm für die Männer und einen Imâm für die Frauen. Ich war der Imâm für die Frauen.“
 
Die Anzahl der Rak’as beim Qiyâm
 
Die Anzahl der Rak’as (Gebetseinheiten) sind elf. Es ist bei der Befolgung des Gesandten Allâhs bevorzugt diese Anzahl nicht zu überschreiten. Âischa wurde gefragt, wie er im Ramadân betete. Sie sagte: „Der Gesandte Allâhs betete nie mehr als elf Rak’as (im Qiyâm), weder im Ramadân noch irgendwann anders. Er betete vier Rak’as und fragt mich nicht wie schön oder wie lang sie waren. Dann betete er vier und fragt mich nicht wie schön oder wie lang sie waren. Dann betete er drei …“ (Al-Buchâri und Muslim)
 
Das Qurân-Rezitieren während des Tarâwîh
 
Für die Qurân-Rezitation im Tarâwîh-Gebet legte der Prophet weder im Ramadân noch zu anderen Zeiten ein bestimmtes Maß fest. Er gab auch nicht an, was zu viel oder zu wenig wäre. Er selbst rezitierte recht unterschiedlich. Manchmal las er lang und manchmal kurz. Gelegentlich rezitierte er in jeder Rak’a Sûren in der Länge der Sûra Al-Muzzammil (73), die zwanzig Verse hat. Manchmal rezitierte er entsprechend fünfzig Verse. Er pflegte zu sagen: „Wer in der Nacht betet und hundert Verse liest, wird nicht zu den Achtlosen gehören.“
 
Als er krank war, rezitierte der Prophet  die Sieben Langen (Sûre) in seinen Nachtgebeten, d.h. Al-Baqara, Âl Imrân, An-Nisâ, Al-Mâ’ida, Al-An’âm, al-A’râf und At-Taûba.
 
Gemäß Hudhaifa ibn Al-Yamân , der hinter dem Propheten betete, rezitierte der Prophet Al-Baqara, An-Nisâ und Âl ’Imrân in einem langsamen und gemäßigten Ton in einer Rak’a. Als ’Umar Ubayy ibn Ka’b berief, um die Leute in einem Gebet von elf Rak’as im Ramadân zu leiten, pflegte Ubayy um die hundert Verse zu rezitieren, so dass die Leute hinter ihm sich auf Stäbe lehnen mussten, weil die Gebete so lang waren. Sie beteten bis kurz vor Einbruch der Morgendämmerung.
 
Es wurde auch berichtet, dass Umar die Qurân-Gelehrten im Ramadân rief und dem schnellsten Rezitator anordnete dreißig Verse zu rezitieren, dem gemäßigten fünfundzwanzig und dem langsamsten zwanzig.
 
Allerdings kann eine Person, die Qiyâm alleine betet, so lange beten, wie sie möchte. Wenn andere mit dem Imâm übereinstimmen, darf der Imâm auch länger beten. Umso länger das Gebet ist, desto besser, aber der Imâm sollte nicht ständig die ganze Nacht im Qiyâm verbringen, sondern dem Beispiel des Propheten folgen, der Folgendes sagte: „Wenn einer von euch die Leute im Gebet leitet, so soll er sich kurz fassen, weil unter ihnen Kinder, Alte, Schwache und solche sind, die dringende Bedürfnisse haben. Betet man allein, kann man so lange beten, wie man möchte.“ (Al-Buchârî)
 

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