Allâh ist gütig zu Seinen Anbetern- Teil 1

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Allâh ist gütig zu Seinen Anbetern- Teil 1

Unter den Gelehrten gilt der Grundsatz: Der Wert eines Wissenszweiges hängt von dem Wert des damit Erkannten ab. Und es gibt nun mal kein würdevolleres Wissen als das Wissen über Allâh, allmächtig und majestätisch ist Er, und über Seine schönen Namen und erhabenen Eigenschaften.

In „Zâd Al-Ma‘âd“ schreibt Ibn Al-Qayyim: „Das Wissen um Allâhs Namen und Eigenschaften und die Verehrung Allâhs durch diese sind der Dreh- und Angelpunkt von Glück und Erfolg. Wer wahres Glück sucht, der sollte an Allâhs Namen und Eigenschaften festhalten. Darin liegen wahre Sicherheit und Vertrautheit. Herzensruhe und Glück finden sich nur hier, denn sie verbinden uns mit demjenigen, der allein die Herzen heilen kann. Das Glück der Herzen liegt in der Ankunft bei Ihm. Die Namen und Eigenschaften Allâhs sind in den Texten festgelegt und ihre Quelle ist der Qurân und die authentischen Überlieferungen des Propheten. Hierbei gibt es keinen Raum für menschliche Interpretationen und rationale Erklärungen.“

Die Sunniten (als Anhänger der Sunna) nehmen alle göttlichen Namen und Attribute so an, wie Allâh sie in seinem Buch bestimmt hat oder wie Sein Gesandter (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) diese in seinen Worten bekräftigt hat. Sie akzeptieren diese, ohne sie zu verfälschen (Tahrîf), sie ihrer inhaltlichen Bedeutung zu entleeren (Tatîl), nach dem Wie (der Art und Weise) zu fragen (Takyîf) oder sie zu mit den Geschöpfen zu vergleichen (Tamthîl). Allâh ist perfekt in Seinen schönen Namen und erhabenen Eigenschaften. Keiner kommt Ihm in Seiner Herrschaft (Rubûbiyya), Seiner Göttlichkeit oder Seinen Namen und Eigenschaften gleich. Denn Er, der Erhabene, sagt: „Nichts ist Ihm gleich, und Er ist der Allhörende und Allsehende“ (Sûra 42:11).

Al-Qurtubî kommentiert dies: „Die tiefe Überzeugung in diesem Zusammenhang muss sein, dass Allâh, majestätisch ist Sein Name, niemandem und nichts von der Schöpfung ähnlich ist und nichts davon mit Ihm verglichen wird − weder in Seiner Gewaltigkeit, Seiner Größe, Seiner Herrschaft, noch in Seinen schönsten Namen und erhabenen Eigenschaften. Denn Er sagt: ‚Nichts ist Ihm gleich‘“.

As-Sa‘dî erklärt: „Der Vers ‚Nichts ist Ihm gleich‘ bedeutet: Allâh dem Erhabenen ist nichts in Seiner Schöpfung gleich oder ähnlich: nichts in Seinem Wesen, Seinen Namen, Seinen Eigenschaften oder Seinen Handlungen. Alle Seine Namen sind stets schöner und alle Seine Eigenschaften sind von höchster Vollkommenheit und Erhabenheit.

Dieser Vers und ähnliche sind für die Lehre der Ahl As-Sunna wa Al-Dschamâa (Anhänger der prophetischen Tradition und der Gemeinschaft) ein Beleg für die Bestätigung der göttlichen Attribute und die Negierung jeder Ähnlichkeit mit den Geschöpfen. In dem Versteil „Nichts ist Ihm gleich“ liegt eine Widerlegung der Ansichten der Muschabbiha (Anthropomorphisten, die Allâh verähnlichen und mit Geschöpfen vergleichen; AdÜ) und in dem Satz „Er ist der Allhörende und Allsehende“ wiederum liegt eine Widerlegung der Mu‘attila (die als anderes Extrem Allâhs Attribute negieren, weil sie Anthropomorphismus befürchten; AdÜ).

Abû Bakr Al-Ismâîlî Al-Dschurdschânî schreibt hierzu in „Aqîda der Imâme der Hadîth-Wissenschaft“: „Sie, also die Anhänger der Sunna und der Gemeinschaft (Sunniten), sind der Überzeugung, dass Allâh der Erhabene mit Seinen schönsten Namen angerufen wird und die Eigenschaften besitzt, mit denen Er sich benannt und beschrieben hat bzw. mit denen Ihn der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) beschrieben hat.“

Ibn Taimiyya erklärt: „Daher war es die Ansicht der frühen Muslime der Umma und ihrer Gelehrten, Allâh − allwürdig und majestätisch ist Er − so zu beschreiben, wie Er Sich selbst oder womit Ihn Sein Gesandter beschrieben hat; all dies ohne Verfälschung, Entleerung (der Eigenschaften) und ohne sie auf geschöpfliche Attribute zu reduzieren und ohne Vermenschlichung. Sie bestätigen all Seine Namen und Eigenschaften. Was über Allâhs Eigenschaften gesagt wurde, gilt ebenso für Sein Wesen: Allâh − nichts ist Ihm gleich, weder in Seinem Wesen, noch in Seinen Eigenschaften noch in Seinen Taten.

Unter den Anhängern der Sunna ist bekannt und bestätigt, dass sich aus den Namen Allâhs, allwürdig und erhaben ist Er, Eigenschaften ableiten. Aber aus Seinen Eigenschaften leitet man keine Namen ab. Aus den Namen Allâhs, wie z. B. der Barmherzige, der Allmächtige, der Gewaltige, der Feinfühlige, leiten sich folgende Eigenschaften ab: Barmherzigkeit (Allâhs), Allmacht, gewaltige Größe und Feinfühligkeit. Aber man leitet aus den Eigenschaften keine Namen ab. Das Feld der Eigenschaften ist also umfassender als das Feld der Namen. Zu seinen erhabenen Eigenschaften gehören das Kommen (Ityân, Madschî) und das Herabsteigen (Nuzûl). Es ist uns jedoch nicht erlaubt, aus diesen Eigenschaften Namen für Allâh abzuleiten.

In seinem Werk „Al-Qawâid Al-Muthlâ fî Sifât Allâh wa Asmâihî Al-Husnâ“ erklärt Schaich Ibn Uthaimîn: „Zu den Eigenschaften Allâhs des Erhabenen gehören das Kommen (Madschî, Ityân) und Herabsteigen (Nuzûl), das Nehmen und Festhalten (Achdh, Imsâk), das Zupacken und andere von den unzählbaren Attributen. Folglich beschreiben wir Allâh den Erhabenen mit diesen Attributen, weil diese (Ausdrücke) so in (den relevanten Texten) erwähnt werden, aber wir verwenden sie nicht als Namen. Deshalb sagen wir nicht, dass ‚der Kommende‘, ‚der Nehmende‘, ‚der Festhaltende, ‚der Zupackende‘, ‚der Wollende‘, ‚der Herabsteigende‘ o. ä. göttliche Namen seien, auch wenn wir die erwähnten Handlungen Ihm zuschreiben und Ihn so beschreiben. Jeder von den schönsten Namen Allâhs beinhaltet eine Seiner Eigenschaften. Doch nicht jede Seiner Eigenschaften enthält einen Seiner Namen.“

Schaich Ibn Uthaimîn meint: „Jeder Name Allâhs beinhaltet eine Eigenschaft, aber nicht jede Eigenschaft Allâhs einen Namen. Daraus können wir schließen, dass die Eigenschaften umfassender sind als die Namen. Allâh kann mit einer Eigenschaft beschrieben werden, ohne dass daraus ein Name Allâhs abgeleitet würde. Doch immer, wenn man einen Namen Allâhs findet, so enthält er auch eine Seiner Eigenschaften.“

„Lutf“ (Feinfühligkeit, Gnade) ist eine begründete Eigenschaft Allâhs und findet im edlen Qurân und der prophetischen Sunna Erwähnung. Al-Latîf (der Feinfühlige) ist auch einer der Namen Allâhs. Die Feinfühligkeit Allâhs gegenüber Seinen Anbetern hat viele und großartige Formen und Bedeutungen, darunter Sanftmut, Güte und Wohltat im Verborgenen und Offenen. Allâh kennt die Feinheiten und Geheimnisse der Dinge und weiß, was im Innersten (Gewissen) und in der Brust ist. Er, der Erhabene, erweist Seinen Anbetern Gutes, von wo sie es nicht erwarten und nicht wissen.

Ibn Mandhûr schreibt in „Lisân Al-Arab“: „Lutf bedeutet Güte (Birr), Ehrung und Beschenken. Latîf ist einer von Seinen Namen und heißt ‚derjenige, der zu Seinen Anbetern sanft ist‘ − doch Allâh weiß es am besten.“

Al-Azharî erklärt in „Tahdhîb Al-Lugha“: „Latîf ist derjenige, der sanft zu Seinen Anbetern ist. Auch wurde gesagt, dass latîf derjenige ist, der etwas mit Sanftmut und Milde übermittelt.“

Az-Zaddschâdsch schreibt in seinem Kommentar zu den schönsten Namen Allâhs: „Al-Latîf als Beschreibung Allâhs deutet darauf hin, dass Er Seinen Anbetern Gutes tut − heimlich und verborgen, ohne dass sie davon wissen. Er bereitet die Umstände für sie durch Gründe vor, von wo sie es nicht vermuten. Das entspricht dem Wort Allâhs des Erhabenen: ‚Er versorgt ihn, von wo er nicht rechnet‘ (Sûra 65:3). Was jedoch Allâh nicht zukommt ist, dass man das Wort „latîf“ fälschlicherweise in der Bedeutung „fein, aus kleinen Teilen“ bestehend verwendet (wie es in anderen, menschlichen Kontexten üblich ist; AdÜ).“ 

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