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Gesundes Denken

Gesundes Denken

Viele klagen zu Recht über die Gesellschaft und wollen sie reformieren. Wenn sie nur über den Mangel an Bildungsmedien und Mitteln zur Aufklärung der Gemüter klagen würden, wäre es ein Klacks, denn der gegenwärtige Mangel solcher Medien und Mittel wird nach und nach behoben. Es existiert jedoch Schlimmeres, das kritisiert werden sollte und mehr Aufmerksamkeit verdient: die vielfältige Wirkung dieser Medien auf die Psyche der Empfänger. Hält ein rechtschaffener Dozent in irgendeiner Versammlung einen Vortrag über moralische Werte oder verfasst ein Autor einen belehrenden Artikel in einer Zeitung, werden die Zuhörer des Vortrags und die Leser des Artikels die Botschaften unterschiedlich wahrnehmen und verstehen. Es ist auch möglich, dass einige von ihnen den Inhalt aus einem bestimmten Blickwinkel betrachten und andere aus einem anderen.
Dieses Problem ist nicht auf den akademischen Bereich wie Vorlesungen und wissenschaftliche Beiträge beschränkt. Wie oft kommt es vor, dass jemand eine einfache Nachricht hört oder Zeuge eines unbedeutenden Vorfalls wird, diese dann falsch interpretiert und in einer Weise weitergibt, die nicht der Wahrheit entspricht. Solch ein Verhalten verzerrt die öffentliche Meinung, die sich in unseren Gesellschaften deutlich abzeichnet.

Manche Leser mögen annehmen, dass gesundes Denken und Beurteilen und die Qualität der Wahrnehmung und Aussage von der Gabe der Intelligenz abhängen, was nicht stimmt. Sie hängen vielmehr von der frühen Erziehung eines Menschen ab. Eine gute Erziehung flößt bereits in jungen Jahren die Liebe zum Guten und zur Wahrheit und die Loslösung vor üblen Neigungen und Schlechtem ein. Sie verleiht die Bereitschaft, Dinge aus allen Perspektiven zu betrachten und sorgt dafür, auf individuelle Vorteile und unrechtmäßige Gewinne zum Wohle der Bewahrung der eigenen Rechtschaffenheit zu verzichten.

Wahrnehmung und Einschätzung

Falsche Wahrnehmungen und Feststellungen von Menschen sind nicht in allen Fällen auf natürliche Ursachen zurückzuführen, wie z. B. ein schlechtes Unterscheidungsvermögen oder eine mangelhafte Sinneswahrnehmung. Wenn Menschen ein bestimmtes Ereignis verarbeiten, vermeiden sie es oftmals, es in Übereinstimmung mit der Realität zu konzeptualisieren. Sie möchten es auf eine Art und Weise sehen, die ihren persönlichen Vorstellungen entspricht, welche durch das Streben nach vergänglichen Vorteilen oder falschen Überzeugungen oder vorübergehendem Prestige motiviert sind. Welch immensen Einfluss doch dieser Erziehungsprozess auf jeden Aspekt unseres Charakters hat! Die Erziehung kann uns dazu bringen, gute Mitglieder der Gesellschaft zu werden oder eben Diebe, Mörder und Obdachlose. Wir könnten selbstlos, großzügig und wohltätig sein oder gemein, geizig und korrupt. Solch eine Erziehung könnte uns dazu bewegen, gesund, aktiv und fit zu werden oder schwach, faul und träge.

Sogar unsere Gedanken und Urteilsfähigkeit hängen von unserer frühen Erziehung ab und werden von ihr beeinflusst. Wenn einem Kind in jungen Jahren ein gesundes Denkvermögen vermittelt wird, wächst es mit einer positiven Wahrnehmung und einem gesunden Urteilsvermögen auf und wird die Wahrheit lieben, ob die Wahrheit nun zu seinen Gunsten ist oder nicht. Im Gegensatz dazu wächst ein Kind, dem nicht schon in jungen Jahren ein gesundes Denken beigebracht wird, zu jemandem heran, der nicht reif ist.

Das ist nicht verwunderlich, denn Wahrnehmung und Feststellungen sind zwei Seiten logischen Denkens. Der Mensch hört auf, ein Tier zu sein, sobald er durch gesunde Wahrnehmung und richtige Feststellung die Fesseln der individuellen Launen von seinem Ego abstreift.

Die höchste Aufgabe, die ein Mensch in seinem weltlichen Leben erfüllen kann, ist eine richtige Wahrnehmung der Wahrheit zu entwickeln und sie ohne Zweideutigkeit oder Angst zu verkünden. Wer in der Lage ist, Neigungen, Gerüchte, Verlockungen von Vorteilen und gesundes Denken behindernde Einflüsse zu überwinden und die Wahrheit zu begreifen und diese ohne Furcht vor Vorwürfen oder Widerstand zu verkünden, und dann noch diese moralische Werte in die Herzen und Gemüter kleiner Kinder einflößt, der wird zweifellos zu den Verfechtern und Verbündeten der Wahrheit gezählt. Für solche Menschen gibt es keine Furcht, noch werden sie betrübt.

Gesunde Denkfähigkeiten sind für Büroangestellte, Ärzte, Arbeiter, Politiker, Kaufleute und Landwirte unerlässlich. Die Denkweise eines Menschen ist ein Indikator für seine edle Moral; und es ist seine edle Moral, die ihn zu dem macht, was er ist. Sollten die Lehrer an unseren Schulen sich nicht unablässig bemühen, um Wege zu erforschen, welche die Mentalität unserer künftigen Erwachsenen fördern und sie dazu befähigen, in höhere Ränge der Gesellschaft aufzusteigen?
 

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