Al-Madîna Al-Munawwara - Teil 5

9092 1703

Die Moschee des Propheten

Das erste, was ein Besucher Madînas sieht, wenn er die Stadt betritt, ist die Moschee des Propheten mit ihren zehn emporragenden Minaretten.
 
Es ist die zweite geheiligte Moschee im Islâm und eine von nur drei Moscheen auf der ganzen Welt, zu der ein Muslim eine Besuchsreise unternehmen darf. Der Prophet sagte: „Zurrt die Sattel (zur Reise) nur für drei Moscheen fest: Die Harâm-Moschee (in Makka), die Al-Aqsa-Moschee (in Jerusalem) und meine Moschee!“ (Al-Buchârî)
 
Der Imâm Al-Buchârî berichtete, dass der Prophet darauf hinwies, dass die Belohnung für das Verrichten eines einzigen rituellen Gebets darin höher ausfällt als die Belohnung für tausend Gebete in irgendeiner anderen Moschee, außer in der unantastbaren Moschee von Makka. Wenn man im Monat Ramadân oder in der Haddsch-Zeit (und auch zu vielen anderen Zeiten) einem rituellen Gebet beiwohnt, wird man jedes Mal, wenn der Gebetsruf verrichtet wird, etwa eine halbe Million Männer und Frauen aufstehen sehen, um in geraden Reihen zu stehen und sich der Qibla zuzuwenden; und zu diesem Zeitpunkt bemerkt man, dass die Berechnungen keine Übertreibung sind.
 
Nachdem der Prophet aus Makka kommend ein paar Wochen in der Qubâ‘-Moschee in Al-’Ulayya, einem Randgebiet von Madîna, verbracht hatte und dann in Madîna angekommen war, entschied er einen angemesseneren Platz zu finden, um eine größere Moschee zu bauen, sowie einen Ort, wo er und seine Familie leben können. Und weil alle Stämme für diesen Zweck kostenlos Land zur Verfügung stellen wollten und er nicht den Anschein erwecken würde, er würde irgendjemanden gegenüber einem Anderen bevorzugen, sagte der Prophet ihnen, dass er auf seiner Kamelstute reiten und dort, wo auch immer diese sich hinsetzen würde, der Ort sein werde, den er für die Moschee auswählt. Die Kamelstute blieb auf einem Stück Land stehen, das zwei Waisen gehörte, und setzte sich dort nieder. Der Prophet bat Abû Bakr dieses Stück Land von ihnen zu kaufen. Sofort nach dem Kauf des Grundstücks entwarf der Prophet die Moschee und nahm gemeinsam mit allen Muslimen dort an deren Aufbau teil. Während sich die Moschee und die Wohnstätte des Propheten im Aufbau befanden, was mehr als einen Monat lang dauerte, wurde der Prophet von einem einheimischen Bürger, dem Gefährten Abû Ayyûb Al-Ansârî beherbergt.
 
Als die Moschee fertig gebaut war, hatte sie die Form eines Rechtecks, dessen Länge von Norden nach Süden und dessen Breite von Osten nach Westen verlief: mit einer Gesamtfläche von etwa 1.050 Quadratmetern. Die Fassade des Gebäudes war sechzig Meter lang. Heutzutage sieht man über diesem Teilstück der Moschee im östlichen Bereich die bekannte grüne Kuppel und ein rechteckiges Minarett von mittlerer Höhe.
 
Über dem westlichen Bereich dieses Gebäudeteils befinden sich ein zylindrisches Minarett, ebenfalls von mittlerer Höhe, und viele weitere kleine silberfarbene Kuppeln. Die zwei erwähnten Minarette sind nicht so hoch wie die anderen und ihre Form und Konstruktion sind unterschiedlich, da sie ja in vergangenen Zeiten errichtet wurden.
 
Die erste Moschee hatte keine Minarette, weil der Gebetsruf damals noch nicht vorgeschrieben war. Die Moschee hatte drei Türen und ein Teil von ihr ein einfaches Dach aus Palmenzweigen, unter dem sich der As-Suffa-Platz befand, der als Aufenthaltsort für jene Gefährten diente, die in Madîna fremd waren und keinen anderen Platz zum Wohnen hatten. Als die Anzahl der Gefährten, die in As-Suffa lebten, stieg, wurden sie in viele Gasthäuser rund um Madîna gebracht. Die Moschee wurde zum Mittelpunkt des Lebens in Madîna und zum Ort, an dem alle öffentlichen Angelegenheiten geregelt wurden.
 
Die erste Änderung an der Größe der Moschee fand im siebten Jahr nach der Hidschra statt. Nach der Schlacht von Chaibar wurde die Moschee erweitert, so dass deren Fläche 2.500 Quadratmeter überschritt. Im Laufe der Zeit fanden weitere Erneuerungen und Ergänzungen an der Moschee statt, von denen die letzte und wichtigste vor etwa zwanzig Jahren begann und immer noch andauert.
 
Besondere Vorzüge des rituellen Gebets in der Prophetenmoschee
Wenn man durch die Tür Dschibrîl (Gabriel) eintritt, gelangt man zur Rauda (wörtlich: der Garten), der Bereich zwischen dem Grab des Propheten und dem Redepodest des Propheten .
 
An der rechten Seite der Rauda stößt man auf den Mihrâb oder die Nische, in der der Prophet sich in Madîna vor Allâh niederzuwerfen pflegte. Das Gebet in der Rauda wird nachdrücklich empfohlen. Der Prophet sagte: „Auf der Fläche zwischen meinem Haus und meiner Redepodest befindet sich ein Garten des Paradieses.“ (Al-Buchârî und Muslim)
 
Doch sind dort auch andere Arten der Anbetungshandlungen, wie beispielsweise das Rezitieren des Qurân und das Sprechen von Bittgebeten, sehr zu empfehlen. Man sollte indes stets berücksichtigen, dass die Fläche begrenzt ist und daher rücksichtsvoll sein und Anderen die Möglichkeit geben sich dieses Segens zu erfreuen.
 
In der Rauda der herrlichen, bedeutsamen Rezitation des Qurân und den sanften leisen Worten der Bittgebete zuzuhören sowie die Menschen in einem tiefsinnigen Zustand der wortlosen Einkehr zu betrachten, ist überwältigend. Zusammen mit der Erkenntnis, dass über 1400 Jahre lang so viele Gefährten sowie unzählige Tausende Gelehrte und gute Muslime eifrig zur Prophetenmoschee geströmt sind, um an demselben Platz zu sein, bringt viele unweigerlich dazu die Stärke der Anwesenheit des Propheten zu spüren, und zwar so sehr, dass sie bewundernd in respektvoller Entfernung sitzen. Es ist ein Augenblick, in dem man sich wirklich demütig fühlt und es sehr schwer findet seine Tränen zurückzuhalten.
 
 
 
 
 

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