Islam Web

Artikel

  1. Home
  2. Index
  3. Haddsch & Umra
  4. Erkenntnisse

Jenseits der Rituale: Die eigentlichen Ziele und Absichten des Haddsch - Teil 4

Jenseits der Rituale: Die eigentlichen Ziele und Absichten des Haddsch - Teil 4

Die Muslime betrachten die materielle Welt als eine Brücke zum Jenseits, in dem ihr eigentliches Leben erst beginnt. Umgekehrt braucht der Muslim natürlich auch diese Welt, weil er sein Leben hier nutzen kann und sogar soll, um seine gesteckten Ziele für das Diesseits und das Jenseits zu erreichen. Aufgrund dessen verzichtet der Muslim weder auf diese Welt, noch verachtet er sie oder flüchtet vor ihr. Vielmehr nimmt er an ihr teil, beherrscht und nutzt sie. Dennoch würde er es niemals zulassen, die Welt, in der er lebt, zu übermannen oder zu unterdrücken.

Der Haddsch zählt zu den wichtigsten gottesdienstlichen Handlungen eines Muslims und wird ausschließlich für Allâhs Wohlgefallen verrichtet. Obwohl es sich hierbei um eine gottesdienstliche Handlung handelt, lassen sich die Muslime während dem Haddsch weder entmutigen auch weltlichen Genüssen nachzugehen, noch verbieten sie sich diese, vorausgesetzt sie vergessen darüber nicht ihre Absicht, den Haddsch einzig und allein zu vollziehen um ihre Pflicht gegenüber Allâh zu erfüllen.
Allâh sagt im Qurân (in der ungefähren Bedeutung):
Es ist keine Sünde für euch, dass ihr nach Huld von eurem Herrn trachtet. Doch wenn ihr von 'Arafat' hergeströmt seid, dann gedenkt Allâhs bei der geschützten Kultstätte. Und gedenkt Seiner, wie Er euch rechtgeleitet hat, obwohl ihr vordem wahrlich zu den Irregehenden gehörtet.“ (Sûra 2:198)
Diesbezüglich sagt Allâh außerdem: „…damit sie (allerlei) Nutzen für sich erfahren …“ (Sûra 22:28) Der renommierte Exeget (Qurânerläuterer) Ibn Kathîr Allâh erbarme sich seiner äußerte sich über diesen Vers wie folgt: „Der in diesem Vers erwähnte Nutzen ist ein Nutzen für das Jenseits, der Allâh wohl gefällt und gleichzeitig auch ein materieller Nutzen, wie beispielsweise für Gewerbe und Handel.“
Die Vervollkommnung der Religion als Ziel des Haddsch
Als der Prophet Möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken bei seinem ersten und einzigen Haddsch (im Jahre 10 nach der Hidschra) mit den Muslimen auf dem Berg ’Arafa stand, wurde ihm der folgende Vers offenbart (in der ungefähren Bedeutung): „[…] Heute habe Ich euch eure Religion vervollkommnet und Meine Gunst an euch vollendet, und Ich bin mit dem Islâm als Religion für euch zufrieden. […]“(Sûra 5:3)
Allâh hat den Islâm zu einer allgemeingültigen Botschaft gemacht, ihn als die Religion für die gesamte Menschheit bestimmt, ihm die Stellung der letzten göttlichen Offenbarung für die Menschen gegeben und ihn für alle Menschen als einen gültigen Wegweiser in all ihren Angelegenheiten bis zur Endzeit bestimmt.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Muslime, die sich in ‘Arafa aufhalten, das Andenken an diese außerordentlichen Geschenke (nämlich die Vervollkommnung und Vervollständigung ihrer Religion) in ihren Köpfen, Gemütern und Herzen aufrecht erhalten. Dieses Andenken gibt ihnen zusätzliche Motivation, ihr Gelöbnis zu bekräftigen, dass sie Allâh, dem Allmächtigen, allein dienen wollen. Mit dem Qurân und den Hadîthen des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken in ihren Händen sind sie von einer absoluten Gewissheit und Zuversicht erfüllt, so dass sie auf der Suche nach Philosophien, Ideologien oder Gesetzen weder nach Osten noch nach Westen schauen müssen, um ihr materielles oder spirituelles Leben zu lenken.
Eine Chance für das ganze Leben
Bei den Gottesdiensthandlungen wird unterschieden, wie oft von einem Muslim verlangt wird, sie zu verrichten. Einige Gottesdiensthandlungen müssen ein Mal im Jahr verrichtet werden, wie zum Beispiel das Fasten im Monat Ramadân. Manche müssen einmal die Woche verrichtet werden, wie beispielsweise das Freitagsgebet. Andere sind täglich erforderlich, so wie die fünf täglichen Gebete, und einige, wie der Haddsch, sind nur ein Mal im Leben vorgeschrieben.
Manch einer fragt sich vielleicht: Warum muss man den Haddsch denn nur ein Mal verrichten? Ist dies etwa so, weil es Allâhs Wunsch ist, die Dinge für Seine Diener einfacher zu gestalten? Vielleicht. Aber der Grund dafür könnte auch sein, dass der Haddsch voll großartigen Lehren für das eigene religiöse Verständnis und dessen Umsetzung in Taten ist, dass diese dem Muslim für das ganze Leben genügen, und dass es deshalb unnötig ist, den Haddsch zu wiederholen.
Allerdings ist es natürlich besser und wird auch empfohlen, den Haddsch so oft wie möglich zu verrichten. Die Wiederholung kann dabei helfen die Bedeutung dieser außergewöhnlichen Gottesdiensthandlung im Herzen eines Muslims kontinuierlich zu festigen, bis sie als zentraler und integraler Bestandteil zu seiner Lebensweise gehört.

Verwandte Artikel