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Maryam widmete sich dem einladenden Aufruf zum Islâm – Teil 2

Maryam widmete sich dem einladenden Aufruf zum Islâm – Teil 2

Dies geschah jedoch nicht auf Grund der Geburtswehen. Ihre Aussage „… ganz und gar in Vergessenheit geraten!“ bezieht sich nicht auf den physischen Schmerz, sondern vielmehr auf ihren Ruf. Die Exegese von Al-Qurtubî erwähnt, dass das arabische Wort „nasyan“ niedrig und belanglos bedeutet, damit es leicht wäre, vergessen zu werden, verloren, ohne dass sich jemand darum kümmert oder sich daran erinnert. Von dieser Beschreibung erfahren wir, dass Maryam (Friede sei mit ihr) sich nicht auf Grund der Geburtswehen den Tod wünschte. Wer auch immer diese Meinung vertritt, denkt schlimm von Maryam (Friede sei mit ihr), da ihr Glaube stärker war als dies. Vielmehr wollte sie aus einem höheren Grund „vergessen“ sein. Sie stammt aus dem Hause Imrân. Ihr Schwager ist der Prophet Zakariyyâ, der Vater von Yahyâ. Dies bedeutet, dass sie den Hausstand der Prophetenschaft repräsentierte, den Hausstand der Prägung der Religion für ihr Volk. Deshalb war sie in diesem Moment in Sorge darüber, wenn sie vor ihrem Volk mit einem Sohn erscheinen würde, die Leute sich an ihren Stand erinnern und schlecht über ihre Religion und demnach über die Religion Allâhs des Hocherhabenen denken würden (Exegese von As-Schaukânî). Gepriesen sei Allâh! Sie wäre lieber gestorben, als den Islâm schlecht aussehen zu lassen! Ich brauche gar keine Beispiele dafür aufzuzählen, dass dieses Prinzip in unserer Gemeinschaft völlig missachtet werden kann! Lasst uns stattdessen in uns gehen und uns selbst fragen, wie sehr wir uns wirklich um unsere Funktion beim einladenden Aufruf zum Islâm kümmern. Kümmern wir uns ausreichend darum, dass wir schlechte Ausdrucksweise, Manieren und Eigenschaften, die wir möglicherweise besitzen, unterlassen, da diese die Menschen in Wahrheit davon abbringen mehr zu lernen? Sind wir engagiert genug, um nach persönlichem Wandel zu streben? Gepriesen sei Allâh! Ein Bruder aus Tadschikistan sagte einmal zu einigen anderen Studenten (einer anderen Herkunft), die sich an der Azhar sehr schlecht verhielten: „Wenn wir uns in Russland so verhielten wie ihr, dann nähme niemand den Islâm an!“ Niemand ist von der notwendigen Besinnung ausgenommen, die Umgangsformen und Eigenschaften zu reinigen. Möge Allâh uns erlauben, ein Herz wie Maryam (Friede sei mit ihr) zu besitzen, um uns um den einladenden Aufruf zu Seiner Religion zu kümmern! Möge Allâh der Hocherhabene uns erlauben, niemals eine Unannehmlichkeit bei der Rechtleitung anderer zu sein!

Es mag zunächst problematisch scheinen zu sehen, wie sich eine großartige Persönlichkeit im Islâm den Tod wünscht. Al-Alûsî erwähnt, dass der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) uns lehrte:

„Niemand von euch sollte sich auf Grund eines Unheils, das ihn getroffen hat, den Tod wünschen! Wer ihn sich jedoch wünscht, der soll sagen: »O Allâh! Erlaube mir zu leben, solange das Leben gut für mich ist, und erlaube mir zu sterben, wenn der Tod gut für mich ist!«“

Dennoch fällt Maryams Todeswunsch nicht unter die Kategorie „verpönt“, da sie nicht auf ein Unheil reagierte, das ihr aufgebürdet worden war. Vielmehr hatte sie Angst davor, dem Glauben anderer zu schaden. Diese Art Sorge, die Verantwortlichkeiten gegenüber Allâh dem Hocherhabenen zu erfüllen und nicht zu scheitern, ist laut Ar-Râzî „die Gepflogenheit der rechtschaffenen Menschen.“ Er führt das Beispiel Abû Bakrs  möge Allah mit ihm zufrieden sein an, der sich wünschte, die Frucht zu sein, die die Vögel fressen. Und das Beispiel Umars, der sich wünschte, überhaupt nichts zu sein. Und Ali  möge Allah mit ihm zufrieden sein bei der Kamelschlacht, der sich wünschte, zwanzig Jahre früher gestorben zu sein. Da es eine religiöse Angelegenheit ist, sei dies laut Al-Alûsî nicht verpönt. Vielmehr sei es eine gute Sache für einen Menschen, der Verantwortung trägt oder dem die Führung anvertraut ist, besonders in schwierigen Zeiten, tief besorgt darüber zu sein, wie man sich vor Allâh dem Hocherhabenen verantworten kann und dem Vertrauen, das einem gegeben wurde, gerecht wird.

Al-Alûsî erwähnte außerdem, dass Maryam (Friede sei mit ihr) befürchtete, dass die gesamte Gemeinschaft sündigen würde, da sich Verleumdung und Klatsch ausbreiten würden und sie ihr Volk nicht dazu anzetteln wollte, sich selbst zu schaden. Durch dieses Verständnis erkennen wir, dass sich Maryam (Friede sei mit ihr) zudem wahrhaftig um den Zustand ihres Volkes sorgte und nicht nur um ihre eigene Schuldzuweisung. Gepriesen sei Allâh! Selbst um Dschibrîl, von dem sie dachte, er sei ein Fremder ihres Volkes, der nichts Gutes im Schilde führte, machte sie sich genug Sorgen, um ihn an „den Allerbarmer“ zu erinnern. Die Lektion für den für den Islâm Wirkenden ist klar: Man kann niemals einem Volk helfen, um das man sich nicht sorgt! Muslim oder Nicht-Muslim, wen immer man aufrufen will: Man muss mit dem eigenen Herzen beginnen, indem man eine echte und aufrichtige Sorge um dessen Zustand entwickelt!

3. Einladendes Aufrufen zum Islâm, das sich in Reinheit und persönlicher Aufopferung ausdrückt

Allâh der Hocherhabene erwähnt Maryam (Friede sei mit ihr):

„Und (auch) diejenige, die ihre Scham unter Schutz stellte. Da hauchten Wir ihr von Unserem Geist ein und machten sie und ihren Sohn zu einem Zeichen für die Weltenbewohner“ (Sûra 21:91).

„Und (auch von) Maryam, Imrâns Tochter, die ihre Scham unter Schutz stellte, worauf Wir in sie von Unserem Geist einhauchten. Und sie hielt die Worte ihres Herrn und Seine Bücher für wahr und gehörte zu den (Allâh) demütig Ergebenen“ (Sûra 66:12).

Ich erwähne diese Verse, damit wir über einige Punkte nachdenken. Maryam (Friede sei mit ihr) war auserwählt, um ein Zeichen für jedermann, für alle Völker und alle Zeiten zu sein. Als sie ihre Aufgabe erhielt, akzeptierte sie diese vollständig, glaubte an die Worte Allâhs des Hocherhabenen und erfüllte gehorsam ihre Funktion. Ihre Prüfung bestand nicht nur darin, Jesus (Friede sei mit ihm) zu entbinden, ohne verheiratet gewesen zu sein. Ihre Prüfung bestand auch darin, zu einer Zeit unverheiratet zu sein, in der sie höchstwahrscheinlich gerne verheiratet gewesen wäre. Die Verse betonen ihre Keuschheit, die Zamachscharî als „völlige, vollständige Unberührtheit von dem, was harâm ist, und selbst von dem, was halâl ist“ beschreibt. An jene Brüder und Schwestern, die damit geprüft werden ledig zu sein, zu einer Zeit, in der sie gerne verheiratet wären: Erinnert euch an Maryam (Friede sei mit ihr), die Geduld und Akzeptanz dessen besaß, was ihr vorherbestimmt war! Offensichtlich bedeutet dies nicht, die Heirat nicht aktiv anzustreben, da das Heiraten zur empfohlenen Sunna des Propheten Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) gehört. Es bedeutet, dass man, solange es einem noch nicht geschrieben steht und der oder die Richtige erst noch gefunden werden muss, nicht sein Schicksal dafür verantwortlich machen soll. Beschuldige Allâh den Hocherhabenen nicht dafür! Sei stattdessen wie Maryam (Friede sei mit ihr), glaube an Seine Worte und Sein Offenbarungsbuch, und werde noch gehorsamer! Erkenne, dass Maryam (Friede sei mit ihr) möglicherweise auch einsam war! Besonders als ledige Mutter, die von ihrem eigenen Volk bezichtigt wird! Erkenne jedoch auch ihre Belohnung, die beste Frau im Paradies zu sein! Genauso wie ihre Keuschheit Jesu Geburt zu einem Zeichen für jedermann machte, so macht die Keuschheit und Sittsamkeit unserer ledigen Brüder und Schwestern den Islâm zu einem Zeichen für jedermann. Obwohl wir den Charakter und die Sittlichkeit Maryams (Friede sei mit ihr) im vierten Teil dieser Reihe ausführlich behandeln werden, lasst uns hier daran denken, dass der Prophet Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) einst sagte:

„Jede Religion hat eine eindeutige Eigenschaft. Und die eindeutige Eigenschaft des Islâm ist Sittlichkeit“ (Al-Baihaqî, Ibn Mâdscha und Mâliks Werk Muwatta).

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