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Der Qurân und der menschliche Fortschritt

Der Qurân und der menschliche Fortschritt

Der Qurân, das ewige Buch Allâhs, wurde herabgesandt, um den Menschen Glück im Diesseits und im Jenseits zu schenken. Er ist der Wegweiser und das Licht, das den Menschen leitet, seinen Lebensweg erhellt und ihm einen sicheren Platz bei seinem Schöpfer verschafft.

Ar-Râfiî (Allâh erbarme sich seiner) sagt: „Kein vernünftiger Mensch wird bezweifeln, dass der Qurân einen sozialen Einfluss ausübt, indem er den menschlichen Verstand prägt. Er ist nicht nur ein Wunder der arabischen Geschichte, sondern durch seine kontinuierliche Wirkung auch ein einzigartiges Wunder in der gesamten Geschichte der Wissenschaft seit der Entstehung des Islâm bis zu dem von Allâh gewollten Tag. Die Wahrheit, dass der Qurân ein Wunder ist, ist heute unbestreitbar, auch wenn dieses Wunder früher nur ein (ursächlicher) Auslöser (für tiefgreifende Veränderungen) war. Denn die Wahrheit umfasst alle Dinge und ihre Ursachen.“

Kein vernünftiger Mensch, der sich eingehend mit der Geschichte der modernen Wissenschaft beschäftigt und ihre Entstehungsgründe untersucht und sich diese vor Augen hält, kann ernsthaft bezweifeln, dass die Welt ohne den edlen Qurân in ihrer heutigen Form, mit ihrem Fortschritt, ihrer Verbreitung von Vernunft und ihrer hochentwickelten Zivilisation, ganz anders aussehen würde.

Der Autor des Werkes „Die Unnachahmlichkeit des Qurâns“, Ar-Rafiî, sagt: „Der Qurân bildete den Ursprung des islâmischen Aufschwungs. Dieser diente in Wirklichkeit dazu, das Wissen der Antike zu bewahren, zu verfeinern und zu filtern. Der Qurân beflügelte den menschlichen Geist, regte ihn zum Forschen, Nachdenken und Beweisen an und stellte ihm das überlieferte Wissen als Grundlage zur Verfügung. Dies motivierte das Streben nach neuem Wissen und dessen praktische Anwendung. Zahlreiche weitere Faktoren, die hier nicht im Detail ausgeführt werden sollen, trugen ebenfalls zu dieser Entwicklung bei. All dies legte den Grundstein für die Wissenschaftsgeschichte Europas. In den Grundfesten unserer Zivilisation finden wir überall Spuren islâmischer Literatur, islâmischen Denkens und islâmischer Kultur. Der Qurân ist hier das Tor, durch das der menschliche Geist aus der Unmündigkeit von Kindheit und Jugend trat. Jede Religion stellt eine Entwicklungsstufe des menschlichen Verstandes dar, der im Laufe der Zeit immer neue Höhen erreicht. Die gesamte Geschichte ist wie ein Maßstab, an dem wir das Wachstum und den Wandel des menschlichen Geistes ablesen können. Mit dem Islâm fand diese Entwicklung ihren Abschluss, und der Qurân stellte die Menschheit wieder auf den rechten Weg.“

Aus einer anderen Perspektive betrachtet, ist der Qurân die unveränderlich ewige Stufe, auf der die Menschen von einer Epoche in die nächste übergegangen sind. Wir sind zuversichtlich, dass dieser Schritt auch in Zukunft von entscheidender Bedeutung sein wird. Letztlich liegt die letzte Entscheidung über alle Dinge bei Allâh.

Es liegt auf der Hand, dass der Qurân die Quelle für den Aufschwung der Muslime ist. Im Folgenden wollen wir uns jedoch speziell dem Aspekt der Entstehung der Wissenschaften widmen, da dieser für unsere Betrachtung zentral ist. Ar-Râfiî sagte: „Zur Zeit Uthmâns (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) herrschte unter den Muslimen Uneinigkeit über die korrekte Lesart des Qurâns. Die Sprechweise der Städter und ihrer Gleichgestellten begann sich zu verändern, von den ursprünglichen grammatikalischen Formen abzuweichen und Fehler aufzunehmen. Diese Entwicklung verbreitete sich unter den Muslimen, nachdem die arabische Sprache immer mehr neue, künstliche Wörter einführte. Unruhestifter begannen, die Bedeutung des Qurâns zu verdrehen und Worte aus ihrem Zusammenhang zu reißen. Auch die Sunna des Gesandten Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken), die nach dem Qurân die zweitwichtigste Quelle darstellt, war in Gefahr. Die Unkenntnis über die Angelegenheiten der Religion verbreitete sich ... All dies führte dazu, dass muslimische Gelehrte den Qurân in verschiedene wissenschaftliche Bereiche unterteilten, um die Religion zu bewahren und die kollektiven Pflichten der Gemeinschaft zu erfüllen. Sie unterstützten sich gegenseitig und widmeten sich umfassend allen Aspekten der islâmischen Lehre. Dies war in der Zeit der Gefährten in diesem Umfang noch nicht der Fall, als die islâmische Lehre nur aus wenigen Wissensdisziplinen bestand. Denn damals waren die Zeichen des Islâm klar und deutlich und die Spuren des Gesandten Allâhs noch unübersehbar. Von da an entwickelten sich die Wissenschaften aus dem Qurân, verbreiteten sich und färbten aufeinander ab.“

Eine Gruppe widmete sich der korrekten Aussprache der arabischen Sprache, der Klärung ihrer Wörter, der Kenntnis der Artikulationsstellen ihrer Buchstaben und der Anzahl dieser Stellen, der Anzahl ihrer Wörter, Verse, Sûras, Abschnitte, Hälften und Viertel, der Anzahl der Niederwerfungen sowie dem Lehren in Zehn-Vers-Abschnitten. Zusätzlich beschäftigten sie sich mit der Aufzählung ähnlicher Wörter und übereinstimmender Verse, ohne jedoch tiefer in die Bedeutungen einzudringen oder über den Inhalt nachzudenken. Sie wurden als Qurânleser bezeichnet.

Die Grammatiker widmeten sich den flektierbaren und unflektierbaren Wörtern, den Nomen, Verben und den allgemeinen Regeln der Schrift. Sie vertieften sich in die Untersuchung von Nomen und ihren Attributen, den verschiedenen Verbarten, den transitiven und intransitiven Verben sowie den Regeln der Rechtschreibung und allem, was damit zusammenhängt. Einige von ihnen widmeten sich der Erklärung schwieriger Stellen, während andere den Qurân Wort für Wort kommentierten.

Die Exegeten beschäftigten sich eingehend mit den Worten des Qurâns. Sie identifizierten Wörter mit einer einzigen Bedeutung, solche mit zwei Bedeutungen und solche mit mehreren Bedeutungen. Für die eindeutigen Wörter legten sie die genaue Bedeutung fest, während sie bei mehrdeutigen Wörtern die möglichen Bedeutungen erläuterten und sich für eine bevorzugte Bedeutung entschieden. Jeder Exeget brachte seine eigene Interpretation ein und formulierte seine Auslegung entsprechend seiner Sichtweise.

Die Usûl-Gelehrten beschäftigten sich eingehend mit den im Qurân enthaltenen rationalen Argumenten und den ursprünglichen, theoretischen Grundlagen. Aus diesen leiteten sie Prinzipien ab und bezeichneten diese Disziplin als „Normen der Religion“ (Usûl Ad-Dîn).

Eine Gruppe von ihnen beschäftigte sich eingehend mit den Bedeutungen der Qurânverse. Sie untersuchten, welche Aussagen allgemeingültig sind und welche spezifische Situationen betreffen. Auf dieser Grundlage entwickelten sie Regeln für die Interpretation, die zwischen wörtlicher Bedeutung und metaphorischem Sinn unterscheiden. Sie analysierten Begriffe wie Spezifizierung, Aussage, Text, Offensichtliches, Unklares, Eindeutiges, Mehrdeutiges, Befehl, Verbot, Aufhebung, Analogie, Bestätigung und Induktion. Diese Disziplin nannten sie Methodenlehre des Fiqh (Usûl Al-Fiqh).

Eine Gruppe von Gelehrten untersuchte mit Sorgfalt und aufrichtiger Absicht die im Qurân enthaltenen Vorschriften über Erlaubtes und Verbotenes sowie weitere Regeln. Sie legten die grundlegenden Prinzipien fest, entwickelten daraus detaillierte Rechtsbestimmungen und nannten diese Disziplin die Wissenschaft der Rechtszweige oder kurz: Fiqh.

Eine Gruppe von Gelehrten sammelte die Überlieferungen vergangener Jahrhunderte und verschollener Völker. Sie zeichneten deren Geschichten auf, dokumentierten ihre Spuren und Ereignisse, bis sie schließlich die Anfänge der Welt und die ersten Geschehnisse erreichten. Dieses gesammelte Wissen bezeichneten sie als Geschichte und Erzählungen (At-Târîch wa Al-Qisas).

Andere wiederum konzentrierten sich auf die darin enthaltenen Weisheiten, Gleichnisse und Mahnungen, die die Herzen der Menschen berührten. Sie leiteten daraus die Verheißungen und Drohungen, Warnungen und frohen Botschaften ab, die darin enthalten sind. Ebenso beschäftigten sie sich mit Themen wie Tod, Jüngstem Tag, Auferstehung, Rechenschaft, Strafe, Paradies und Hölle.

Eine Gruppe von Gelehrten widmete sich der Erforschung der im Qurân genannten Erbanteile und deren Verteilung auf die Erben. Aus den im Qurân erwähnten Brüchen wie Hälfte, Viertel, Sechstel und Achtel entwickelten sie die Wissenschaft der Erbteilung und erarbeiteten genaue Berechnungsmethoden für die Erbanteile.

Eine Gruppe von Gelehrten untersuchte die Qurânverse, die auf die wunderbaren Gesetzmäßigkeiten in der Nacht, im Tag, in der Sonne, im Mond, in den Sternen und Sternbildern hinweisen. Aus diesen Erkenntnissen entwickelten sie die Wissenschaft der Zeitmessung.

Schriftsteller und Dichter analysierten die darin enthaltene sprachliche Schönheit, die meisterhafte Struktur, die kohärente Argumentation, die Einleitung, die Gliederung, die Vielfalt der Stilmittel und die Balance zwischen ausführlicher Darstellung und prägnanter Aussage. Aus diesen Elementen entwickelten sie die Grundlagen von Rhetorik und Poetik.

Der Qurân war und ist das Buch aller Zeiten. Zahlreiche Belege untermauern diese Aussage. Die Gelehrten haben uns gezeigt, dass der Qurân mit einer Vielfalt von Bedeutungen offenbart wurde, aus denen die Gemeinschaft unzählige Wissenschaften entwickeln konnte. Im Laufe der Zeit verzweigten sich diese Wissenschaften immer weiter aus, bis sie die gesamte islâmische Zivilisation prägten. Der Qurân war somit der Ursprung einer beeindruckenden kulturellen Blüte und eines glorreichen Aufschwungs.

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