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Muslime in Chile

Muslime in Chile

Chile liegt an der Westküste Südamerikas und schließt an den Südpazifik an. Es grenzt im Norden an Peru, im Nordosten an Bolivien und im Osten an Argentinien. Die Gesamtbevölkerung Chiles beträgt 16 Millionen Menschen. Katholiken machen 80,7 % der Bevölkerung aus, Protestanten 6,1 %, Juden 3 %, Muslime 0,3 %, nicht religiös gebundene Personen 12,8 % und Anhänger anderer Religionen 0,3 %.

Die gesamte muslimische Bevölkerung in Chile wird auf viertausend Muslime geschätzt, wobei der Großteil der muslimischen Bevölkerung in der Hauptstadt Santiago, der Stadt Iquique und anderen abgelegenen Städten lebt.

Angesichts der Rolle der Muslime Andalusiens, die zum katholischen Christentum konvertieren mussten und teils maghrebinischer Herkunft waren, sind die chilenische Kultur und Geschichte eindeutig von der marokkanischen Kultur geprägt. Dem Historiker Aurelio Diaz Meza zufolge wurden große Gruppen von Morisken gewaltsam in die Neue Welt vertrieben, zu der auch Chile gehörte.

In Chile gibt es eine Reihe von Moscheen. Die Mezquita As-Salam (Die As-Salam-Moschee) in der Hauptstadt Santiago ist die erste Moschee, die in diesem Land gebaut wurde. Mit dem Bau wurde 1988 begonnen, und 1996 öffnete die Moschee ihre Türen für die Gläubigen. Das der Moschee angeschlossene islâmische Zentrum organisiert Da’wa-Aktivitäten und hilft der dortigen muslimischen Gemeinde.

1997 wurde dank der Bemühungen pakistanischer Händler die Mezquita Bilal (Die Bilal-Moschee) in Iquique gebaut. Während seines Besuchs in Chile im Jahr 2004 gab König Mohammed VI. von Marokko den Auftrag, auf eigene Kosten das größte Kulturzentrum und die größte Moschee Chiles zu errichten. Die Aktivitäten des Zentrums sollten sich auf die Förderung des Islâm und die Da‘wa konzentrieren.

Im Jahr 2009 gab es eine Konferenz, die von der Islamischen Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (ISESCO) und der World Islamic Call Society (WICS) in Zusammenarbeit mit der Islamischen Organisation Lateinamerikas (IOLA) veranstaltet wurde. Diese brachte die Leiter von islâmischen Zentren und kulturellen Vereinigungen in Lateinamerika zusammen. Sie fand vom 15. bis 19. Mai 2009 in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires statt und wurde von mehr als fünfundzwanzig Verantwortlichen für die islâmische Kulturarbeit in Lateinamerika besucht. Die Konferenz schlug eine Strategie für die arabische und islâmische Kulturförderung außerhalb der muslimischen Welt vor, um den Muslimen in Lateinamerika zu helfen, ihre islâmische Identität zu bewahren, gemeinsame islâmische Aktionen zu koordinieren und die Zusammenarbeit zwischen islâmischen Zentren in Süd- und Lateinamerika zu fördern.

Zu den wichtigsten Herausforderungen und Schwierigkeiten, die durch die Konferenz identifiziert wurden, gehörten: fehlende Kenntnisse über den Islâm, mangelnde Vertrautheit mit der islâmischen Kultur, schwaches religiöses Engagement vieler Muslime in diesen Ländern, Nichteinhaltung religiöser Vorschriften und die Unfähigkeit, sich an die arabische und islâmische Identität zu halten oder die islâmische Kultur aufgrund eines mangelnden Verständnisses für den Islâm zu würdigen. Traurigerweise präsentieren sich solche Muslime nach außen hin auf eine Weise, die im Gegensatz zu ihrer religiösen Kultur steht. Sie passen sich der Gesellschaft an und folgen westlichen Gepflogenheiten. Zu den Herausforderungen gehören auch das mangelnde Interesse am Unterricht der arabischen Sprache, die Nichtverfügbarkeit von Lehrmaterial über den Islâm wie Bücher und Audiomaterial, das Fehlen von Maßnahmen zur Förderung des religiösen Bewusstseins für Jugendliche und Kinder sowie das Fehlen von Einrichtungen, die sich mit der Verwaltung und Entwicklung islâmischer Stiftungen befassen. Sie litten auch unter dem Mangel an religiösen und arabischen Bildungseinrichtungen für die Mittel- und Sekundarstufe, dem Mangel an islâmischem Unterrichtsmaterial in spanischer Sprache und dem Mangel an Koordination und Zusammenarbeit bei den Aktivitäten islâmischer Organisationen. Darüber hinaus verzerrten die lokalen Medien in Chile und im übrigen Lateinamerika das Bild des Islâm und der Muslime.

Zu den Problemen, mit denen die muslimische Gemeinschaft in Chile konfrontiert ist, gehören insbesondere die folgenden:

- Die wirtschaftliche Situation verschlechtert sich angesichts der weit verbreiteten Arbeitslosigkeit und der allgemein vorherrschenden Armut im Land.
- Die große Zahl junger muslimischer Männer, die nicht-muslimische Frauen oder Frauen, die nur namentlich Muslime sind, heiraten. Dies wirkt sich negativ auf das religiöse Engagement muslimischer junger Männer und ihrer Kinder danach aus. Die Situation wird im Falle einer Scheidung noch schlimmer, da die Mutter das Sorgerecht für ihre Kinder übernimmt, um sie fernab von den Lehren des Islâm zu erziehen, wie es in westlichen Ländern meist der Fall ist.
- Der Zustand der Rechtsnot in Chile, der sich in unzureichenden Gesetzen und Verwaltungsvorschriften und unzulänglichen Polizeiverfahren niederschlägt, wie Human Rights Watch berichtet. Dieses Problem betraf auch die muslimische Gemeinschaft in Chile.
- Die Unkenntnis vieler Muslime über die grundlegenden Lehren des Islâm.
- Der Mangel an Personal, wie z. B. der Mangel an muslimischen Predigern, die die lokalen Sprachen fließend sprechen und über ausreichende Kenntnisse der Sitten und Gebräuche der Völker in diesen Ländern verfügen, und der Mangel an muslimischen Persönlichkeiten, die in der Lage sind, die muslimische Gemeinschaft bei offiziellen Anlässen und in Fernsehsendungen zu vertreten und mit den lokalen Medien zu interagieren, um den Islâm zu fördern und die von den Medien verbreiteten Behauptungen zu widerlegen und gegen Fehlinformationen über den Islâm und die Muslime vorzugehen.
- Das Fehlen von Frauen- und Kinderbetreuungsprogrammen, wodurch die zukünftigen Generationen der Einwanderer geschwächt werden, da die Kinder stärker von ihrer Umgebung und ihren Müttern beeinflusst werden.

Die Konferenz schlug bezüglich der Muslime in Chile folgende Schritte vor und teilte diese mit muslimischen und arabischen Regierungen:

- Einrichtung islâmischer Schulen und Ausarbeitung von Lehrplänen, die von den formalen Bildungseinrichtungen in Chile genehmigt werden, um muslimische Eltern zu ermutigen, ihre Kinder in islâmischen Schulen einzuschreiben. Eine Anerkennung islâmischer Schulen würde die Zahl der an ihnen eingeschriebenen Schüler erhöhen. Darüber hinaus besteht die Notwendigkeit, islâmische Fächer und arabischen Sprachunterricht in diese Lehrpläne aufzunehmen.
- Der Schwerpunkt liegt auf der Übersetzung islâmischer und kultureller Bücher ins Spanische, um ihre Bindung an die islâmische Kultur zu stärken.
- Die arabischen und muslimischen Länder sollten den Kontakt mit der muslimischen Gemeinschaft in Chile aufrechterhalten, indem sie internationale Konferenzen und andere Formen des kulturellen Austauschs organisieren, um das Gefühl der Zugehörigkeit zum Islâm in der muslimischen Gemeinschaft des Landes zu stärken.
- Einrichtung von Ausbildungsinstituten für Prediger in muslimischen Ländern, in denen sie über die Bedingungen der muslimischen Gemeinschaft in Chile aufgeklärt werden können. Auf diese Weise wären die muslimischen Prediger über die Bedingungen der muslimischen Gemeinschaft im Land gut informiert, um einen starken und wirksamen Einfluss auf ihre Mitglieder ausüben zu können.
- Entsendung muslimischer Studenten aus Chile zum Studium in arabische Länder und Erleichterung des Erhalts von Stipendien für ein Studium der islâmischen und arabischen Wissenschaften. Dafür sorgen, dass diese Studenten nach Abschluss ihres Studiums in ihre Gemeinschaft zurückkehren, um rechtschaffene und einflussreiche Vertreter des Islâm zu werden, die den Islâm fördern und ihre Botschaft hochhalten.
- Beauftragung islâmischer Satellitenkanäle und verschiedener Medien, sich an chilenische Muslime zu wenden und ihre Mitarbeiter für diese Aufgabe in Bezug auf Sprache und Da‘wa-Techniken zu schulen.

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