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Fastende Menschen sind kleine Gärten

Fastende Menschen sind kleine Gärten

Kurzanleitung zur eigenen Verwandlung in einen Garten

Lächelnd zog der Gärtner das letzte Gemüse aus der dunklen Erde. Wie eine goldbehangene Trophäe glitzerte die Zwiebel in den Strahlen der Morgensonne. Er legte sie sanft mit den anderen Zwiebeln in einen Korb, der neben dem Erdbeet lag. Er lächelte.

Der Garten, den er und sein Bruder im frühen Frühjahr angelegt hatten, brauchte eine ganze Weile, um zu reifen. Vom Umgraben der unkrautüberwucherten Erde über das Einpflanzen der zarten Setzlinge bis hin zum Freihalten der Beete von Unkraut war der Garten ganz sicher ein mühsamer Ort, ein langer Weg zu einer Art Eden.

Die smaragdgrünen Pflanzen waren noch klein, ihre Blätter noch zierlich und ihre Wurzeln noch flach. Wie von einem Windhauch bewegt, kräuselte sich der ganze Garten vor Ungeduld und Vorfreude. Die winzigen Triebe des Mais wollten so gerne ihre seidenen, gelben Schätze tragen, die im Herbst sicher kommen würden. Die Kartoffeln, die in ihren tiefen, erdigen Beeten verankert waren, waren sogar noch ungeduldiger als ihr Nachbar, der Mais. Sie konnten die Ankunft ihrer unter der Erde liegenden Juwelen, ihrer vergrabenen Perlen, kaum erwarten. Aber sie warteten, sie brachen weder zusammen noch schrumpften vor lauter Erschöpfung.

Von Pflanze zu Pflanze, von Beet zu Beet stiegen Geduld und Mäßigung wie weiche Fäden in die Luft. Keine Wurzel trank mehr als sie satt war, und wenn sie tranken, dann im Licht der Morgendämmerung und unter der dunklen Hülle der Nacht. In der Hitze der glühenden Sonne und der Kälte des eisigen Mondes, durch die stärksten Stürme und unter den stillsten Himmeln bleibt der Garten der Inbegriff von Ausdauer und Nachsicht. Er ist wie der Inbegriff des fastenden Menschen im heiligen Monat Ramadân.

Als ich in meinen kleinen Landgarten ging, dachte ich an dieses Thema. Wenn der Ramadân vor der Tür steht, sollten wir Muslime unbedingt versuchen, unsere innere Umgebung in einen Garten zu verwandeln. Wie die geduldigen Gartenpflanzen, welche oben erwähnt wurden, sollten wir fastenden Gläubigen in der Lage sein, unsere Blätter auszubreiten und uns in der andächtigen Brise zu beugen, die aus den umliegenden Tälern des Glaubens hervorströmt.

In der Würde dieses Monats sollten morgens und abends unsere Münder für den nährenden Tau und die zarten Mineralien der Erde offen sein. Wenn der Morgen atmet und die Sonne zu ihrem hohen Zenit aufsteigt, sollte unsere treue Ausdauer am deutlichsten hervortreten, und unsere Dornen sollten zurückgehalten werden und die Hände und Herzen um uns herum schützen.

Sobald der anmutige Ruf der Morgendämmerung erklingt und Essen und Trinken weggeräumt sind, sollten wir voraussetzen, dass wir kleine Gärten sind, die nur darauf warten, die Juwelen des Glaubens wie Tautropfen aus unseren Herzen zu sammeln, welche die Ernte unserer Seelen bewässern. Selbst wenn der Ramadân aus der Wachstumsphase heraus und weit in die winterlichen Tage hinein rollt, können unsere Herzen immer noch Gewächshäuser voller praller, goldener Taten sein, die wir für einen scheinbar weit entfernten Tag in Ehren halten können, der doch so nah ist – so Allâh will, bis zu den Toren des fernen grünen Gartens.

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