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Erfolg und Misserfolg

Erfolg und Misserfolg

Wir leben heute in einer materialistischen Welt, in der das Ziel der Gesellschaft ist, so viel Wohlstand wie möglich zu erlangen, da dies der Weg zum Erfolg ist. Erfolg wird daran gemessen, wie viele Studienabschlüsse man hat, wie viel Eigentum man besitzt, wie viel Geld man hat, usw... Kurz gesagt: Je mehr Weltliches man besitzt, desto erfolgreicher ist man. Dies zeigt wahre Kleingeistigkeit und Unachtsamkeit. Es ist, als wären nur die Reichen, Mächtigen und Berühmten erfolgreich, wohingegen alle anderen dies nicht sind. Eigentlich ist das eine Art Diskriminierung.

 
Allâh offenbarte in Seinem glorreichen Qurân ein anderes Erfolsrezept. Es ist in einer der kürzesten Qurân-Sûras enthalten. Eine Sûra, die die meisten Muslime auswendig gelernt haben und häufig in ihren Gebeten rezitieren. Die große Tragödie ist, dass die Bedeutung, die diese Sûra in unserem Leben haben sollte, verloren gegangen ist.
 
Es handelt sich um die Sûra Al-Asr – das Kapitel, das mit „Die Zeit" / „Der Nachmittag" betitelt ist:
 
„Bei der Zeit! Wahrhaftig! Der Mensch ist gewiss in einem Verlust! Außer diejenigen, die den Glauben verinnerlichen und rechtschaffene Werke verrichten und sich gegenseitig anhalten zur Wahrheit und sich gegenseitig anhalten zur Standhaftigkeit." (Sûra 103).
 
Diese Sûra ist das 103. Kapitel des Qurân. Es ist eines der kürzesten Kapitel, allerdings auch eines der umfassendsten und meisterörterten. Die vorhergehende Sûra ist Sûra At-Takâthur und nach ihr folgt Sûra Al-Humaza. Ein Wunder des Qurân ist die Reihenfolge der Sûras. Obwohl sie zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten geoffenbart wurden, hat jede Sûra eine Beziehung zur Sûra vor und nach ihr. Es scheint, als wären sie tatsächlich gemeinsam geoffenbart worden. Gepriesen sei Allâh! Derartige Beständigkeit kann niemals in menschlichen Worten gefunden werden. Die Sûras vor und nach Sûra Al-Asr erwähnen, dass der Mensch von seinem Streben nach Wohlstand verblendet wurde. Das Geld hat ihm eine falsche Sicherheit des Erfolges gegeben.
 
Allâh der Hocherhabene erwähnt im letzten Vers von Sûra At-Takâthur: „Hierauf werdet ihr an jenem Tag ganz gewiss über das Wohlleben befragt werden!" (Sûra 102:8). Die Sûra Al-Asr beginnt mit dem größten Segen, den wir als menschliche Wesen ungeachtet des Alters, Geschlechts, der Hautfarbe, der Gesellschaftsklasse und der Religion genießen – die Zeit. Allah der Hocherhabene schwört bei der Zeit, was uns Folgendes zeigt:
 
- Die Zeit hat nach Ansicht Allâhs einen hohen Status.
- Allâh fordert uns auf, über das Vergehen der Zeit nachzudenken.
- Zeit, die wir verschwenden, wird niemals zurückkommen.
- Die Zeit ist ein Zeuge für viele Menschen, dass sie in einem Zustand des Verlusts sind.
- In Übereinstimmung mit dem letzten Vers der Sûra At-Takâthur zeigt es, dass die Menschen manchmal vom Diesseits abgelenkt werden und ihren eigentlichen Lebenszweck vergessen.
 
Wenn wir den zweiten Vers betrachten, dann finden wir einen weiteren Zusammenhang zwischen der vorherigen Sûra und dieser. Das zentrale Thema der vorherigen Sûra war At-Takâthur, was grundsätzlich Folgendes bedeutet:
 
- Der Wunsch, mehr zu besitzen.
- Mit anderen darum zu konkurrieren, mehr zu bekommen.
- Unangemessene Mittel zu verwenden, um andere für sich zu gewinnen.
- Auf den eigenen Besitz stolz zu sein.
 
Also ist mit Takâthur im Wesentlichen der Gewinn im Diesseits gemeint. Das zentrale Thema der Sûra Al-Asr ist jedoch der Verlust (Chusr). Chusr bedeutet im Wesentlichen, alles zu verlieren. Gepriesen sei Allâh! Allâh zeigt uns auf dezente, jedoch beeindruckende Weise, dass das Streben nach dem Diesseits einer der Hauptgründe für den Verlust ist. Wenn man über diesen Vers nachdenkt, dann scheint er direkt auf diesen Tag und diese Zeit zu verweisen – ein weiteres Wunder des Qurân. Im Grundzustand sind Menschen Verlierer und auf dem Weg zur Zerstörung. Allerdings ist Allâh der Barmherzigste; als Zeichen Seiner Barmherzigkeit offenbarte Er im letzten Vers der Sûra Al-Asr das Geheimnis zum Erfolg.
 
Dieser letzte Vers zeigt im Grunde das Minimum, das wir tun müssen, um das Wohlgefallen Allâhs zu erlangen. Dieser Vers beseitigt darüber hinaus die Zweifel in den Köpfen vieler Muslime, dass es ausreicht lediglich zu glauben. Selbst der Satan glaubt an Allâh. Wie kann demnach lediglich zu glauben ausreichen? Die vier Kriterien, durch die man die Barmherzigkeit Allâhs verdient, um ins Paradies zu kommen, lauten wie folgt:
 
1.    Glaube. An Allâh, Seine Bücher, Seine Propheten und Gesandten, Seine Engel, den Tag des Gerichts und an die göttliche Bestimmung zu glauben. Dieser Glaube basiert auf sicherem Wissen; deshalb sollten wir danach streben, das erforderliche religiöse Wissen zu erlangen.
 
2.    Rechtschaffene Taten. Glaube gebietet Wissen und Wissen gebietet Taten. Wir sollten unseren Glauben um Allâhs willen mit rechtschaffenen Taten schmücken. Gebete, Fasten, Haddsch und alle anderen Pflichtanbetungshandlungen sollten einzig um Allâhs willen und in der Weise, wie es vom Propheten Muhammad möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken gezeigt wurde, verrichtet werden. Dennoch wird alles Gute, das Allâh liebt und Ihm gefällt, ebenfalls als Anbetungshandlung betrachtet und deshalb - so Er will - belohnt. Die Pflichthandlungen sind das Minimum.
 
3.    Andere zur Wahrheit aufrufen. Das Benutzen von „wa tawâsa‘u" (und sich gegenseitig anhalten) im Vers zeigt Kontinuität. Wir sollten uns immerzu gegenseitig zur Wahrheit anhalten, ungeachtet dessen, ob andere es annehmen oder nicht.
 
4.    Der gerade Weg ist nicht leicht. Es wird Schwierigkeiten geben, die einige Leute veranlassen, den Weg zu verlassen. Wir sollten beim Einladen geduldig mit ihnen sein und sie darum bitten, geduldig zu sein und während der Drangsal durchzuhalten. Geduld besteht darin, Allâh zu gehorchen, Ihn nicht zu missachten und bei Schicksalsschlägen, auf die wir keinen Einfluss haben, durchzuhalten.
 
Diese Sûra ist ein Abschluss der vier vorausgehenden Sûras: Sûra Al-Zalzala, Sûra Al-Âdiyât, Sûra Al-Qâri‘a und Sûra At-Takâthur. Sûra Al-Âdiyât und Sûra At-Takâthur zeigen den betrüblichen Zustand der Menschen, während Sûra Al-Zalzala und Sûra Al-Qari‘a die Realität des Tages des Gerichts zeigen. Die Schlussfolgerung lautet, dass der Mensch sich im Verlust befindet, außer diejenigen, die dem Rezept der Sûra Al-Asr folgen. Demnach wurde dieses Kapitel im Qurân präzise, als wunderbare Führung platziert. Die Ironie der Sûra ist, dass dies die Sûra ist, die wir oft lesen, wenn wir „zu beschäftigt" sind, wenn wir unsere rituellen Gebete einfach nur erledigen und „wichtigere" Dinge tun müssen. Wir rezitieren, dass die Zeit vergeht und die Menschheit im Verlust ist – und wir demonstrieren dies auch sehr gut! Möge Allah uns alle bewahren!
 
Diese Sûra stellt auch die Da‘wa (Einladung zum Islâm) und Geduld in den Vordergrund. Obwohl Da‘wa und Geduld ohnehin schon rechtschaffene Dinge sind, werden sie gesondert erwähnt, da sie manchmal vernachlässigt werden. Der Islâm ist eine soziale Religion. Wir sollten nicht nur selbst tun, was richtig ist, sondern auch andere dazu ermutigen. Gelegentlich rechtfertigen wir es, keine Da‘wa durchzuführen. Beginne damit, Da‘wa durchzuführen – es ist ein Muss. Du kannst für den Anfang allen die Botschaft dieser Sûra zeigen!
 
Wir müssen alle vier Bedingungen erfüllen, um die Kriterien für den Erfolg zu erfüllen! Die Menschen verlieren, doch wir haben das Rezept für die Ausnahmen! Wir mögen vielleicht denken, dass dieses Rezept fremdartig ist, doch ein berühmter Ausspruch des Propheten Muhammad möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken kann uns allen als Motivation dienen: „Der Islâm begann fremdartig und er wird wieder fremdartig werden, so wie er anfangs war. Gesegnet seien also die Fremdartigen!" (Muslim).
 
Lasst uns über die Sûra Al-Asr nachdenken, wenn wir sie das nächste Mal rezitieren! Lasst uns eine Qurân-Exegese studieren! Wir bitten Allâh darum, uns beim Rezitieren und Nachdenken über den Qurân Segen zu gewähren! Und wir bitten Allâh darum, dass Er uns zu denen macht, für die der Qurân am Tage des Gerichts Fürsprache einlegen wird! Amîn!

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